Markus Heppke nimmt seinen Job als Kapitän ernst. Stellt sich nach Niederlagen, spricht Klartext, wenn es eine Ansage braucht, stellt sich vor die Mannschaft, wenn es sein muss. Dennoch quatscht der 26-Jährige keine Opern und bedient sich routiniert der gängigen Fußballphrasen. Zum üblichen Repertoire gehört bei RWE dabei natürlich, die Unterstützung der wohl außergewöhnlichsten Regionalliga-Kulisse des Landes zu würdigen.
Am Dienstag jedoch konnte man einen dieser seltenen Momente der Wahrhaftigkeit erleben. Ungefiltert und überaus glaubhaft brach es aus Heppke heraus. Auch in Sachen Fanliebe gilt eben: Man weiß oft erst, was man hat, wenn es weg ist. Für 12 lange Minuten und 12 Sekunden schwiegen die 7104 Fans im Stadion Essen. „Man sagt ja immer, man sei so im Fokus, dass man das nicht mitbekommt. Aber als die danach wieder losgelegt haben, habe ich Gänsehaut bekommen. Ich bekomme noch immer eine Gänsehaut, wenn ich daran denke.“
Nicht nur die Essener Fans wird gefreut haben, dass sie mit ihrem Schweigen gegen das geplante Sicherheitskonzept der DFL Gehör fanden. „Es war schon ein anderes Gefühl, mal eine Viertelstunde keinen Support zu bekommen. Ich glaube, man hat schon gemerkt, dass danach noch mehr Zug drin war“, meinte auch Innenverteidiger Maik Rodenberg, obwohl er sich nicht so sicher war, wogegen die Fans da protestierten: „Ich kenne das Sicherheitsprotokoll nicht, aber die Fans werden schon wissen, warum sie es machen.“
Selbst dem im Essen zuletzt nicht mehr gerade wohlgelittenen Gegner fehlte irgendwas. „Ich zum Beispiel werde gerne ausgepfiffen, das ist zusätzliche Motivation“, gestand Lottes Kapitän Tobias Willers. „Bei der eigenen Mannschaft kann das bestimmt noch zehn bis zwölf Prozent herauskitzeln.“ Rodenberg konnte das nur bestätigen: „Auf unseren zwölften Mann können wir wirklich stolz sein.“