Ausschlaggebend für den gelungen Start sind vor allem zwei Faktoren. Erstens: Trainer Michael Boris kann sich auf die beste Defensive der Liga verlassen. In sechs Spielen klingelte es erst zwei Mal im Kasten von Raphael Koczor - Ligabestwert.
Der zweite Erfolgsfaktor heißt Rene Lewejohann. Der Angreifer durfte zwar lediglich beim Auftakt von Beginn an ran, wurde danach „nur“ noch eingewechselt, doch als Joker hat der Ex-Herner zuletzt mehr als überzeugt. Dank „Lewe“ holte Siegen aus den letzten drei Partien die volle Zählerausbeute. Gegen Bergisch Gladbach (2:0) und Fortuna Köln (1:0) glänzte Lewejohann als Vorbereiter, bei der Düsseldorfer Reserve war es der ehemalige Schalker selbst, der den 2:1-Siegtreffer erzielte. „Dank mir haben wir neun Punkte aus drei Spielen“, lacht Lewejohann.
Dabei hatten ihn viele Kritiker vor der Saison bereits abgeschrieben, als Wojciech Pollok verpflichtet wurde. „Ich habe den Zweikampf angenommen und hoffe, dass ich auch wieder eine Chance in der Startelf erhalte“, meint Lewejohann, der zusammen mit Alexander Hettich ein gefährliches Offensivduo bildet.
Aber nicht nur mit Hettich versteht er sich blind, die gesamte Mannschaft richtet sich immer wieder am 28-Jährigen auf. Lewejohann reißt seine Kollegen mit. „Das macht er richtig gut“, lobt Boris seinen Edelreservisten und hat auch gleich eine gute Nachricht für ihn parat. Nicht nur weil Pollok mit einer Oberschenkelverletzung ausfallen wird, sondern auch, weil „Rene überzeugte“, wird er beim Gastspiel in zehn Tagen beim VfB Hüls wieder in der Siegener Startelf stehen.
Boris kontrolliert die „Hausaufgaben“ mit einer Lauf-App
Der Coach hat allerdings noch ein Schmankerl für sein Team parat. Am Samstag und Sonntag gibt er seiner Elf frei. Doch wer Boris kennt, weiß, dass die Spieler Hausaufgaben bekommen, die Boris auch kontrolliert: „Die Jungs müssen sich eine Lauf-App herunterladen und mir einen Screenshot schicken, dass sie 40 Minuten in einer vernünftigen Geschwindigkeit gelaufen sind. Wenn nicht, wird es teuer für sie.“
Lewejohann hat sich die Anwendung nicht auf sein Handy gezogen. „Ich habe nur ein Nokia E71, da funktioniert das Programm nicht“, berichtet der frühere Heißsporn, der aus seinen Fehlern gelernt hat und für Siegen ein unverzichtbarer Teamplayer ist: „Ich gehe am Berger See laufen und das basiert auf Vertrauen. Aus dem Alter bin ich aber auch raus, dass ich irgendeinen Mist baue. Der Fitnesszustand spricht ja ohnehin für mich.“ Und für die Sportfreunde, die es sich oben gemütlich gemacht haben.