Sascha Hildmann war ein wenig trotzig: Nicht ein Mal habe RevierSport in der laufenden Saison beim Expertentipp auf seine Mannschaft gesetzt. In der Kabine sei dies schon ein Running Gag. Mittlerweile dürften die Spieler des SC Idar-Oberstein den aber großzügig weglächeln.
Der Aufsteiger hat sich in die Rolle des Underdogs verbissen und aus dem Kellerkind ist so eine der formstärksten Mannschaften der Liga geworden. In Essen weiß man um die Qualität der Pfälzer bereits seit der 1:2-Niederlage im Hinspiel. Auch beim zweiten Aufeinandertreffen zeigte der Klub aus der Stadt mit 30.000 Einwohnern dem Zuschauerkrösus seine Grenzen auf. Gleichsam waren aber auch die Gäste nicht durchschlagskräftig genug, um den taumelnden Essenern den K.o. zu versetzen.
Die Punkteteilung sei daher am Ende gerecht gewesen, befanden die beiden Trainer unisono. Weitere Worte müsse man über diese Begegnung eigentlich nicht verlieren, meinte Waldemar Wrobel. Schließlich kam er jedoch nicht umhin, seine Eindrücke dieses sparsamen Auftritts zu schildern: „Das war sicher kein gutes Regionalliga-Spiel. Beide Mannschaften haben sich über 90 Minuten nicht großartig weh getan und insbesondere für die Zuschauer war das sicher kein Spiel, das sonderlich Spaß gemacht hat.“ Widerspruch wird er gegen diese Einschätzung kaum erhalten. Die 5600 zahlenden Zuschauer bekamen einen Grottenkick und Light-Fußball mit besonders laffem Beigeschmack zu sehen.
Doch das hat Gründe! Nicht allein, dass Idar-Oberstein einen veritablen Prüfstein abgab und am Ende in Person von Eric Wischang (34.) selbst die größte Möglichkeit des Spiels verschenkte. Über dies war am Samstag auch mit größtem Eifer nicht zu kaschieren, was sich mittwochs in Verl angedeutet hatte. Wrobel räumte ein: „Wir sind in einer Situation, in der der Akku komplett leer ist.“ Englische Wochen gepaart mit einem fast schon spektakulären Verletzungspech haben ihre Spuren hinterlassen, die Reservisten sind dauerhaft nicht mehr in der Lage, die immer neuen Lücken adäquat zu füllen.
Deshalb ließ der Coach am Ende Nachsicht walten. Unverkennbar war seine Mannschaft nicht in der Lage, seine Vorgabe umzusetzen. Wo keine letzten Kräfte mehr sind, lassen sie sich auch nicht mobilisieren. Die Beine sind schwer, der Kopf ist nicht mehr frisch. All dies gelte es zu bedenken, betont Wrobel, der noch nicht einmal den 18er-Kader voll bekam. Fazit: „Es war sicher kein gutes Spiel. Dennoch muss man das so mitnehmen.“
Rot-Weiss Essen kriecht auf dem Zahnfleisch über die Ziellinie und muss sich eingestehen: Wichtig ist nur noch im Pokal.