Der umstrittene argentinische Nationaltrainer Diego Maradona spielt vor dem Finale in der Südamerika-Qualifikation mit den Duellen in der Nacht zum Sonntag in Buenos Aires gegen Peru und vier Tage später in Montevideo gegen Uruguay seine letzten Karten aus. Ob darunter ein Trumpf ist, scheint fraglich.
Denn Maradonas Maßnahmen wirken wie blanker Aktionismus, das öffentliche Vertrauen in die "Hand Gottes" leidet. Nur schleppend rollte der Vorverkauf für das Spiel im Monumental-Stadion von Buenos Aires an. Das Sportblatt Ole schrieb angesichts einer fehlenden Linie in Maradonas Handeln gar vom den "Gauchos" innewohnenden Hang zur "argentinischen Selbstzerstörung". Obwohl in Argentinien eine riesige Angst herrscht, zum ersten Mal seit 1970 eine WM zu verpassen, stiftet "El Diez" zusätzliche Unruhe. Am Dienstag knüpfte Maradona seinen Verbleib in der "Seleccion" noch an Bedingungen, zwei Tage später wollte er davon nichts mehr wissen. "Es gab Interpretationen, nicht mehr", sagte Maradona. Er sei sicher, dass nach einem Gespräch mit Verbandspräsident Julio Grondona wieder "alles okay" sei.
Die Unstimmigkeiten mit der Führungsriege sind aber nicht mehr zu verdecken. Grondona schaut Maradona verstärkt auf die Finger, gab Generaldirektor Carlos Bilardo mehr Einfluss in die Arbeit "Dieguitos" und erboste sich über die unangemeldete Kur des im November vergangenen Jahres geholten Heilsbringers. Der Weltmeister-Kapitän von 1986 ist im Gegenzug sauer auf Bilardo, seinen Trainer beim Mexiko-Triumph. Er wirft ihm vor, für die Freistellung der Manchester-City-Profis Carlos Tevez und Pablo Zabaleta, die am vergangenen Montag noch in der englischen Premier League im Einsatz waren, nicht alles unternommen zu haben.
Zabaleta fällt nun mit Muskelproblemen aus, andere spielen nach den Pleiten gegen Brasilien (1:3) und in Paraguay (0:1) keine Rolle mehr. Bis zu sieben Änderungen in der Startformation ließ das Training Maradonas unter der Woche erahnen, für das erste von zwei "Endspielen" werden die Länderspiel-Neulinge Emiliano Insua im Abwehrverband und Gonzalo Higuain im Sturmzentrum erwartet. Auch Bayern Münchens Abwehrrecke Martin Demichelis könnte trotz fehlender Spielpraxis nach überstandenem Bänderriss gegen Schlusslicht Peru, das in acht Gastspielen keinen Punkt holte, auflaufen, um das drohende Aus doch noch zu verhindern. "Die Angst ist schon da. Doch das sind Momente, in denen wir Argentinier unsere Charakterstärke unter Beweis stellen müssen", sagte Demichelis.
Nach fünf Niederlagen in den letzten sieben Spielen ist der zweimalige Weltmeister auf Platz fünf zurückgefallen und braucht beim Drama "Zwei aus Sechs" Schützenhilfe. Hinter den bereits qualifizierten Brasilien und Paraguay streiten Chile (27 Punkte), Ecuador (23), Argentinien (22), Uruguay, Venezuela (beide 21) und Kolumbien (20) um noch zwei Direkttickets nach Südafrika. Ob direkte Qualifikation, Umweg über die Play-offs als Tabellenfünfter gegen den Vierten der CONCACAF-Zone oder WM-Aus - viel steht heute nacht auch bei den direkten Duellen Kolumbiens gegen Chile und Ecuador gegen Uruguay auf dem Spiel. Die Chilenen wären bei einem Sieg nach zwei vergeblichen Anläufen wieder bei einem WM-Turnier dabei.
Paraguay in Venezuela und Brasilien, das erst am morgigen Sonntag in Bolivien antritt, probieren derweil Personalalternativen mit Blick auf die Endrunde im nächsten Jahr. Dort erwartet Dunga auch den Erzrivalen. "Ich unterstütze Argentinien nicht, aber sie werden sich qualifizieren", erklärte der "Selecao"-Coach.