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Straßenschlachten beim Testspiel

Bosnien: Straßenschlachten beim Testspiel
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Krawalle in Balkan-Ländern sind keine Besonderheit. Was sich jedoch bei einem Freundschaftsspiel in Bosnien ereignete, sprengt alle bekannten Grenzen.

Als Plattform für die Ausschreitungen diente das 90-jährige Vereinsjubiläum des bosnischen Klubs FK Željezničar Sarajewo, zu dessen Ehren der kroatische Fußballverein Hajduk Split zu einem Freundschaftsspiel zu Gast war. Hunderte Hooligans aus beiden Lagern nutzten diesen Anlass, um für Chaos und Gewalt in der bosnischen Hauptstadt zu sorgen. Über mehrere Stunden zogen sich die Schlachten, die sowohl auf den Straßen als auch im Stadion von Željezničar ausgetragen wurden.

18-Jähriger nach Messerattacke im Koma

Die Situation eskalierte, als schätzungsweise 200 kroatische "Fans" der Ultra-Gruppierung "Torcida" die Tribüne der Gastgeber stürmten, um die aufwendige Jubiläums-Choreographie zu zerstören. Es kam zu einer brutalen Massenschlägerei, die die Polizei erst nach über einer halben Stunde unter Kontrolle bekam. Dabei flogen Steine, Bengalos und Raketen durch die Luft. Nach übereinstimmenden bosnischen und kroatischen Medienberichten wurden mindestens zehn Personen schwer verletzt, darunter ein Polizist, dem der Arm gebrochen wurde. Ein 18-jähriger Kroate musste nach einer Messerattacke und Tritten gegen den Kopf notoperiert werden und befindet sich seitdem im Koma. Ferner enstanden große Sachschäden in bisher unbekannter Höhe. Ein Fanbus der Gäste wurde in Brand gesetzt.

"Wenn ihr spielt, braucht ihr nicht mehr nach Hause kommen"

Trotz der heftigen Auseinandersetzungen versuchten die Verantwortlichen bis kurz vor Anpfiff die Begegnung über die Bühne zu bringen. Die endgültige Absage erfolgte, nachdem die Spieler aus Split von ihren eigenen Anhängern gezwungen wurden, nicht anzutreten. Nach Aussage des kroatischen Internetportals sportal.hr sollen Sprecher der Fangruppierung "Torcida" den Akteuren mitgeteilt haben, dass sie den Heimweg nicht antreten müssten, falls sie gegen Sarajewo spielen würden.

Marko Milkovic, ein 26-jähriger Kroate und Hajduk-Fan, der seit seiner Geburt in Essen beheimatet ist, kennt die genauen Umstände der gewalttätigen Auseinandersetzungen. Vor knapp zwei Jahren hätten bosnische Fans öffentlich die kroatische Nationalflagge verbrannt, woraufhin die Kroaten einen Rachefeldzug ankündigten, der im Rahmen des Freundschaftsspiels gegen Sarajewo seinen traurigen Höhepunkt fand.

Weshalb unter diesen Umständen eine solches Spiel vereinbart wurde, ist auch Milkovic ein Rätsel: "Es war von vorneherein klar, dass die Situation eskalieren würde. Testspiele zwischen Teams aus dem ehemaligen Jugoslawien machen einfach keinen Sinn und werden von den jeweiligen Fans auch nicht geduldet. Leider begreifen die einzelnen Verbände nicht, dass ein Versöhnungskurs noch keinen Sinn macht."

"Dann gibt es Krieg"

Teil dieses Kurses sollen Pläne über eine Gemeinschafts-Liga, bestehend aus Mannschaften aus dem ehemaligen Jugoslawien, sein. Eine Reform, die in den Sportarten Basketball, Wasserball und Handball bereits in die Tat umgesetzt wurde. Aus allen Lagern sei immer wieder zu hören gewesen, dass man eine solche Konstellation im Fußball nicht zulassen werde. "Obwohl der Bürgerkrieg schon fast zwei Jahrzehnte zurückliegt, sitzt der Stachel bei den meisten Menschen immer noch sehr tief. Im Falle dieser Ligareform würde es Krieg geben", sagte Milkovic.

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