Seit 1995 und seiner ersten europäischen Station beim R.F.C. Lüttich lebt Oliseh in Belgien. Hier, in der Nähe der deutschen Grenze bei Aachen, ist die neue Heimat des Nigerianers. Trotzdem zieht es den 37-Jährigen in die weite Welt des Fußballs. Die darf auch gerne außerhalb Belgiens beginnen.
Sunday Oliseh ist bereit für den großen Schritt. „Mein Ziel ist es, irgendwann Trainer in der Bundesliga zu sein.“ Die Voraussetzungen schuf Oliseh in den vergangenen Wochen und Monaten. Gemeinsam mit Ryan Giggs von Manchester United drückte er in London die Schulbank und kehrte vor wenigen Tagen als Fußballlehrer zurück. Auch wenn der Weg in den Profifußball lang ist – Oliseh hat Pläne und Visionen, möchte seine Ideen vom modernen Fußball so schnell wie möglich realisieren.
Erste Erfahrungen sammelte er als U19-Trainer des belgischen R.F.C. Verviers, wenig später folgte die Beförderung auf den Chefsessel der Halbprofis in der dritten belgischen Liga. Das Band zum Königreich ist eng, Oliseh im kleinstädtischen Leben bestens integriert und überall gern gesehener Gast.
Hauptziel ist Deutschland
„Ich habe in Belgien, Deutschland, den Niederlanden und Italien gespielt. Alle Länder sind interessant, um dort einen Trainerjob auszuführen. Mein Hauptziel bleibt jedoch, einmal einen deutschen Profiklub zu trainieren.“ Oliseh, der insgesamt 53 Mal das Trikot des BVB trug und in 32 Spielen für den VfL Bochum auflief, ist bestens über den europäischen und insbesondere den deutschen Fußball informiert und regelmäßiger Gast in deutschen Stadien. „Außer auf Schalke, da ist man als ehemaliger Dortmunder nicht so gerne gesehen", scherzt der 37-Jährige.
Seine prägendste Zeit verbrachte der 62-fache Nationalspieler bei Ajax Amsterdam. „Hier habe ich täglich etwas Neues gelernt. Technik, Taktik, Spielsysteme - meiner Meinung nach liefern die Niederländer auf diesem Gebiet die beste Arbeit ab. In Amsterdam habe ich gesehen, wie man aus dem Nichts eine Mannschaft aufbauen kann. Das hat mich sehr beeindruckt.“
2002 streckte Oliseh die Meisterschale für den BVB in die Luft und erlebte großartige Spiele auf europäischer Bühne. Den Lauf der Dortmunder in der vergangenen Saison verfolgte Oliseh mit besonderem Interesse: „Was Borussia abgeliefert hat, war überragend und hat große Freude bereitet. Ich bin gespannt, wie sich Dortmund in der neuen Saison verkaufen wird.“
Dass der Deutsche Meister 2011/2012 ähnlich auftrumpfen wird, sieht Oliseh nicht als selbstverständlich an: „Sie haben eine tolle Mannschaft, stehen mit schweren Spielen in der Champions League aber vor einer Doppelbelastung. Die europäische Bühne wird die Jungs weiter formen, schwierig wird die Titelverteidigung aber ganz bestimmt.“
Blick zurück nach Bochum
Auch die Situation beim VfL Bochum hat Oliseh fest im Blick: „Ich denke, dass Borussia Mönchengadbach die Klasse verdient gehalten hat. Trotzdem hat mir die Bochumer Leistung sehr gut gefallen. Sie werden in der kommenden Saison ganz oben mitspielen.“ Von 2002 bis 2004 trug Oliseh das Trikot des VfL und blickt mit etwas Wehmut zurück: „Wir haben damals die Bayern, Dortmund, Leverkusen geschlagen, Schalke sogar im Hin- und Rückspiel. Dann brach die Mannschaft auseinander. Mit der alten Truppe wäre der VfL nicht abgestiegen und heute vielleicht fester Bestandteil der ersten Liga. Dort hätte eine großartige Mannschaft reifen können.“
Eine großartige Truppe will auch Oliseh formen. „Der Verein muss Visionen habe. Ich will nicht mit Leuten zusammenarbeiten, die satt sind. Wenn die Menschen zufrieden sind, kann man nichts erreichen. Als Trainer hast du dann keine Chance, du brauchst die Rückendeckung aus dem Verein und starke Männer im Hintergrund. Eine Mannschaft, die mit dem Erreichten zufrieden ist, kann ich trainieren, wenn ich 60 oder 65 Jahre alt bin.“ Bis dahin hat Oliseh noch eine Menge Zeit, sich im Trainergeschäft zu etablieren.