Die Weltmeisterinnen bezwangen dank eines Treffers von Simone Laudehr den beherzt kämpfenden Afrikameister Nigeria 1:0 (0:0), zeigten beim zweiten Gruppenspiel auf dem Weg zum erhofften Titel-Hattrick aber eklatante Schwächen im Spielaufbau. Wie schon beim Eröffnungsspiel gegen Kanada (2:1) ließ auch der Torabschluss viele Wünsche offen.
Den erlösenden Treffer für die deutsche Mannschaft erzielte Laudehr in der 54. Minute. Durch den Sieg bleibt die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) seit zwölf Jahren bei WM-Endrunden ungeschlagen. Die letzte Niederlage musste die deutsche Mannschaft am 1. Juli 1999 im Viertelfinale gegen die USA (2:3) hinnehmen. "Durch die vielen Fouls haben wir nie richtig ins Spiel gefunden. Wir sind erst einmal froh, dass wir eine Runde weiter sind. Aber im Spiel nach vorne haben wir noch viel zu tun", sagte Bundestrainerin Silvia Neid.
Überschattet wurde der Zittersieg zusätzlich durch die Verletzung von Melanie Behringer. Die Mittelfeldspielerin wurde mit einer Außenbandverletzung am rechten Sprunggelenk noch während des Spiels zur Untersuchung ins Krankenhaus gebracht.
Nach dem zweiten Erfolg kämpft die DFB-Auswahl nun im letzten Vorrundenspiel mit den punktgleichen Französinnen, die zuvor Kanada 4:0 bezwangen und die Gruppe A anführen, am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Mönchengladbach um den Gruppensieg. Dafür benötigt der WM-Gastgeber gegen Frankreich aber einen Sieg. Nigeria muss wie die Ahornblätter nach zwei Niederlagen nach der Vorrunde die Heimreise antreten.
Bundestrainerin Silvia Neid vertraute gegen den Afrikameister auf die gleiche Startelf wie im Eröffnungsspiel. Die deutsche Mannschaft wurde erneut von Rekord-Nationalspielerin Birgit Prinz angeführt, die neben Celia Okoyino da Mbabi im Sturm auflief.
EM-Torschützenkönigin Inka Grings musste sich zunächst mit einem Platz auf der Ersatzbank begnügen. Auf der linken Mittelfeldseite erhielt wie erwartet Behringer erneut den Vorzug vor Fatmire Bajramaj - doch nach der Verletzung der Frankfurterin musste Joker Alexandra Popp (31.) früher als geplant aufs Feld.
Vor 48.817 Zuschauern in der ausverkauften Frankfurter Arena, in der am 17. Juli auch das WM-Finale stattfindet, begannen die Weltmeisterinnen sichtlich nervös und mit ähnlicher Ladehemmung wie beim Auftakt. So hatte Laudehr (2.) die frühe Führung auf dem Fuß, scheiterte aber nach schöner Vorarbeit von Prinz aus kurzer Distanz an Nigerias Torfrau Precious Dede.
Gegen die wachsamen und kompakt stehenden Westafrikanerinnen fanden die Deutschen, die lediglich weiter auf die verletzte Martina Müller (Oberschenkelzerrung) verzichten mussten, in einer erschreckend schwachen ersten Hälfte überhaupt nicht ins Spiel. Ideenlos und beeindruckt von den physisch starken Gästen leisteten sie sich zu viele Fehlpässe, gingen nicht beherzt genug in die Zweikämpfe und brachten damit Neid an der Seitenlinie zur Weißglut.
Dann kam auch noch Pech hinzu: In der 14. Minute zog sich die südkoreanische Schiedsrichterin Cha Sung-Mi den Unmut des Frankfurter Publikums zu, als sie Okoyino da Mbabi, die nach Zuspiel von Prinz allein auf Torhüterin Dede zulief, im Abseits wähnte. Okoyino da Mbabi zog ab, der Ball zappelte im Netz, doch der Pfiff der Unparteiischen war bereits ertönt. Auf der Gegenseite hatte Jubilarin Nadine Angerer vor der Pause nur wenig Gelegenheit, sich in ihrem 100. Länderspiel auszuzeichnen und entschärfte nur einen Schussversuch von Sarah Michael (22.).
Die Halbzeitansprache von Neid, die immer wieder mit dem Armen rudernd versuchte, auf ihr verunsichertes Team Einfluss zu nehmen, zeigte Wirkung. Doch erst kurz nach der Auswechslung von Prinz (53.), die damit nach sieben Monaten ihre Torflaute im DFB-Trikot wieder nicht beendete, fiel das 1:0, bezeichnenderweise nach einer Standardsituation: Nach einem Freißstoß von Okoyino da Mbabi vergaben im Strafraumgetümmel zunächst Grings und Popp, bevor Laudehr den Ball im Nachschuss ins Tor beförderte.
Auch in der Folge leisteten die mit dem Rücken zur Wand stehenden Nigerianerinnen anders als beim 0:8 im letzten Duell im Länderspiel im vergangenen November in Leverkusen erbitterte Gegenwehr. Der Weltranglisten-27. versuchte mit robustem Zweikampfverhalten den Spielaufbau der Deutschen zu stören.
Die DFB-Auswahl bemühte sich in der Folge um mehr Spielkontrolle, tat sich aber weiter schwer. Nach etwa einer Stunde hatte Kerstin Garefrekes die Gelegenheit zur Vorentscheidung, doch die Mittelfeldspielerin vergab freistehend. So musste bis zum Schluss gezittert werden.