Das Team von Trainerin Carolina Morace agierte vor 16.591 Zuschauern, darunter zahlreiche Anhänger der Französinnen, erstaunlich zurückhaltend, dabei stand die Elf um Kapitänin und Starstürmerin Christine Sinclair, die mit Nasenmaske auflief, nach der 1:2-Niederlage im Eröffnungsspiel gegen Deutschland bereits unter Druck. Nach einer ausgeglichenen Anfangsphase übernahmen aber „Les Bleus“, die ihr Auftaktmatch mit 1:0 gegen Nigeria gewonnen hatten, die Initiative und bestätigen damit ihre Ansprüche auf das Erreichen des Viertelfinales. Maren Meinert, Trainerin der U20-Weltmeisterinnen, hat die Französinnen bei dieser Gelegenheit in Bochum sorgfältig unter die Lupe genommen.
Wie geschlossen „Les Bleus“ bei ihrer zweiten WM-Teilnahme als Team auftreten, demonstrierten sie nicht nur beim Mannschaftskreis vor dem Beginn der beiden Halbzeiten und nach der Partie. Die Angriffe leiteten sie zumeist über Außen ein – und da sind sie brandgefährlich.
Dreh- und Angelpunkt der Offensivaktionen war wie bereits gegen Nigeria immer wieder die 24-jährige Louisa Necib vom Champions-League-Sieger Olympique Lyon. Die Filigrantechnikerin setzte nicht nur Marie-Laure Delie in der Sturmspitze immer wieder perfekt in Szene, sondern zirkelte den Ball auch selber gekonnt aufs Tor, wie zum Beispiel in der 31. Minute, als Kanadas Torfrau Erin McLeod nach einem Distanzschuss ins linke obere Eck noch gerade eben zur Ecke klären konnte.
Kurz zuvor war Necib bereits maßgeblich am Führungstreffer des Teams von Trainer Bruno Bini beteiligt gewesen, als sie Sophie Schmidt im Strafraum den Ball abnahm, anschließend auf Elise Bussaglia verlängerte. Die Steilvorlage landete bei Gaetane Thiney, die per Kopf zum 1:0 traf (24.). „The Red“ schien anschließend völlig verunsichert, leistete sich unnötige Ballverluste und ließ dem Weltranglistensiebten viel Raum für Kombinationen.
In der zweiten Hälfte erhöhten die Kanadierinnen immerhin wieder ihre Offensivbemühungen, fanden aber weiterhin nicht die Mittel, um die technisch starken Französinnen in den Griff zu bekommen. Symptomatisch der Treffer zum 2:0 in der 60. Minute: Nach einem nicht optimal abgeschlossen Konterversuch von Sinclair machte es die „Equipe Tricolore“ richtig vor. Innenverteidigerin Emily Zurrer, frühere Spielerin der SG Essen-Schönebeck, brachte ihren Klärungsversuch direkt zu Thiney. Die 25-Jährige bedankte sich mit ihrem zweiten Treffer und durfte sich bei ihrer Auswechslung dementsprechend lautstark feiern lassen. Die Kanadierinnen mussten offener agieren und ließen dem Gegner damit viel Platz für Konter. Nach einer Ecke erhöhten Camille Abily auf 3:0 (65.) und die eingewechselte Elodie Thomis nach einer Steilvorlage von Necib auf 4:0 (85.).
Die Französinnen haben somit vor dem letzten Gruppenspiel eindrucksvoll vorgelegt, jetzt sind die deutschen Frauen gegen Nigeria an der Reihe.