Bitterkalt war es, als Emily Zurrer am 27. Januar 2010 Deutschland erreichten. Den Verantwortlichen der SG Essen-Schönebeck war es gelungen, das kanadische Duo für die Rückrunde der Saison 2009/2010 ins Ruhrgebiet zu lotsen – ein Transfer-Coup im Bundesliga-Abstiegskampf. Für Timko allerdings sollte ihr erster Einsatz für die SGS, ein Pokalspiel gegen den FSV Gütersloh, gleichzeitig auch ihr letzter gewesen sein. Beim Länderspiel der kanadischen Nationalmannschaft gegen Polen auf Zypern zog sie sich einen Kreuzbandriss zu. Ob der besseren WM-Vorbereitung in der Heimat war die Liaison der Kanadierinnen mit der SGS nach einem halben Jahr sodann auch wieder beendet.
"Hoffe, dass ein paar kanadische Fans in der Menge sind"
In diesem Sommer aber kehren sie zurück nach Deutschland und haben sogar die Ehre, das WM-Eröffnungsspiel am 26. Juni in Berlin zu bestreiten. „Das wird ein nervenzerreißendes und aufregendes Erlebnis.
Brittany Timko konnte nur ein Pflichtspiel für die SGS bestreiten (Foto: mmb).
Bei Olympia habe ich schon einmal vor 60.000 Zuschauern gespielt, aber ich habe gehört, dass es in Berlin noch mehr sind. Ich hoffe, dass auch ein paar kanadische Fans in der Menge sind“, betont Zurrer gegenüber RS. Die kopfballstarke Innenverteidigerin steht genauso wie Timko im WM-Aufgebot der „Ahornblätter“ und hat mit ihren 23 Jahren bisher 45 Länderspiele bestritten.
Das Team von Trainerin Carolina Morace, mittlerweile auf Platz sechs der Weltrangliste, reist zur WM mit dem Ziel an, zumindest eine Medaille zu holen. „Die erste Wahl ist natürlich die Goldene“, bemerkt Zurrer. Die bisher beste Platzierung gelang 2003. In den USA erreichte „Big Red“ den vierten Platz. Vor allem in der jüngsten Vergangenheit aber hat sich viel getan. Zu verdanken ist dies der 150-maligen italienischen Nationalspielerin Carolina Morace, die 2009 das Traineramt übernahm. „Wir haben uns seitdem ungemein verbessert. Wir spielen taktisch klüger und sind viel besser organisiert und technisch stärker“, erläutert Zurrer. In Rom hat sich das Team, das von der Toptorjägerin Christine Sinclair (116 Tore in 159 Spielen) angeführt wird, akribisch auf das internationale Kräftemessen vorbereitet.
"Wir haben unsere Zeit in Essen sehr genossen"
Emily Zurrer will gegen Deutschland in der Verteidigung nichts anbrennen lassen (Foto: mmb).
Die offensive Mittelfeldspielerin Timko, die bereits 101 Länderspieleinsätze absolviert hat, weist darauf hin, dass die 0:5-Niederlage im Oktober gegen die DFB-Frauen „eine lehrreiche Erfahrung war. Wir wussten danach, dass wir uns weiter verbessern mussten.“ Für die Gastgebermannschaft haben die Ex-Schönebeckerinnen nur Lobeshymnen parat. „Das deutsche Team ist sehr stark. Wir müssen körperlich und mental top vorbereitet sein und unser bestes Spiel gegen sie abliefern“, betont Timko und Zurrer ergänzt: „Ich glaube, dass Deutschland das beste Team hat, gegen das wir bisher gespielt haben. Bei unserem letzten Aufeinandertreffen ging alles schief, was schief gehen konnte. Letztendlich war es aber eine bedeutende Erfahrung für uns. Wir können aus unseren Fehlern lernen.“
Und nach der Vorbereitung dürften die Kanadierinnen nun gewappnet sein für das bevorstehende Turnier. Mit ihren ehemaligen Teamkolleginnen von der SGS pflegen Timko und Zurrer immer noch den gelegentlichen Kontakt. „Wir hoffen, dass wir sie sehen, wenn wir in Deutschland sind. Wir haben unserer Zeit dort sehr genossen“, betonen die beiden unisono. Und Zurrer könnte sich sogar vorstellen, eines Tages noch einmal in der Bundesliga zu spielen. Zunächst aber gilt es, die Vorgabe für die WM zu erfüllen.