"Sowas habe ich lange nicht mehr gesehen. Es war unglaublich, einfach fantastisch, so nervenaufreibend. Ich bin extrem stolz auf alle", sagte Edelfan Theo Zwanziger und gab den Startschuss zum Party-Marathon. Erst um 7.00 Uhr fielen die letzten Spielerinnen in ihre Betten.
Der Krimi beim 7:6 nach Elfmeterschießen im ersten Champions-League-Finale hatte alle Beteiligten fix und fertig gemacht. DFB-Präsident und Turbine-Ehrenmitglied Zwanziger sprang mit einem Jubelschrei hoch, umarmte UEFA-Präsident Michel Platini und herzte jede Spielerin im Konfettiregen. Die Siegerinnen konnten ihr Glück nicht fassen, während die Gegnerinnen von Olympique Lyon am liebsten im Erdboden versunken wären - der 18. Elfmeter brachte die Entscheidung. "Es war ein unvergesslicher Abend. Ich hatte beinahe einen Nervenzusammenbruch. So habe ich noch nie im Leben gefühlt", sagte Weltmeisterin Fatmire Bajramaj und stemmte um 2.40 Uhr nochmal mit Gebrüll den Silberpokal in die Höhe. Ihre Eltern Ganimete und Ismet wischten sich Tränen des Stolzes aus den Augen.
Die eigentliche Heldin aber war eine völlig unbekümmerte 17-Jährige. Als alles schon verloren schien (Zwanziger: "Das wird nix mehr, dachte ich"), hielt Anna Sarholz zwei Matchball-Elfmeter, verwandelte dann selbst und wurde von den Teamkolleginnen über den halben Platz gejagt. Auf dem Bankett streichelte sie den Pokal von oben bis unten: "Wir werden auf keinen Fall Rudi Assauer nachmachen und das Ding kaputtmachen." Trainer Bernd Schröder, seit 1971 Trainer des Double-Gewinners, wollte nur noch "feiern wie verrückt. Das ist Wahnsinn. Das ist nicht zu toppen, das Größte, was ich mir jemals erträumen konnte. Ich bin 40 Jahre Trainer in Potsdam, andere sind da schon gestorben und gucken vom Himmel runter", sagte er: "Jetzt kann ich eigentlich aufhören." Dann machte der 67-Jährige mit der Mannschaft die Nacht von Madrid zum Tage.
Präsident Günter Baaske übertrug dem Ministerpräsidenten Brandenburgs die letzten 20 Minuten live am Telefon. "Matthias Platzeck lässt herzlich grüßen", sagte er in seiner Bankettrede. "Wir waren völlig konsterniert und mit den Nerven am Ende. Dann durften wir doch jauchzen. Wir sind jetzt 20, 30, 40 Jahre älter, aber es war ein wunderbarer, entzückender und bezaubernder Abend."
Bei Schampus, Schinken-Schnittchen und Longdrinks ließen es die Spielerinnen mit ihren Eltern zunächst noch ruhig angehen. Der Hirschkopf an der Wand bekam einen Schal umgehängt, aber erst nach drei Uhr ging es so richtig rund. Es war "sturmfrei", die Turbinen tanzten in den Sonnenaufgang hinein. "Das war wie eine Freakshow", sagte Sarholz.
Am Samstag steht direkt das nächste emotionale Highlight an. Unter 90.000 Zuschauer dürfen die Siegerinnen Bayern München beim Männerfinale gegen Inter Mailand anfeuern. Am Montag folgt auf dem Potsdamer Luisenplatz ein großer Empfang.