Wir schreiben den 7.März 2020, als Schalke-Stadionsprecher Dirk Oberschulte-Beckmann vor genau 58.324 Zuschauern in der Arena vor dem 1:1 gegen die TSG Hoffenheim die Mannschaftsaufstellungen verliest. Vielleicht mag er sich gedacht haben: Etwas wenig. Denn auf Schalke sind Zuschauerzahlen unter 60.000 schon eine Art Majestätsbeleidigung und kommen eigentlich nur zustande, wenn der Gegner sein Kartenkontingent nicht ausschöpft. So wie der Gast aus Hoffenheim an diesem Tag.
Seitdem ist das Stadion aufgrund der Auswirkungen der Corona-Pandemie bei den Heimspielen des FC Schalke 04 leer. Lediglich beim 1:1 gegen Union Berlin im Herbst durften einmalig 300 Zuschauer auf die Tribünen. Oberschulte-Beckmann zieht derweil tapfer sein Programm durch. In einem Interview mit den „Ruhr Nachrichten“ hat er nun über seinen Gemütszustand nach einem Jahr Zuschauer-Lockdown und sportlicher Krise gesprochen.
„Beschissene Atmosphäre. Unwirklich. Beängstigend. Keine Interaktion mit den Fans“
„Beschissene Atmosphäre. Unwirklich. Beängstigend. Keine Interaktion mit den Fans“, so beschreibt er seine Eindrücke aus der leeren Arena. Steigerlied, Vereinslied, Aufstellungen verlesen: Er sei zu Beginn sehr skeptisch gewesen, ob das übliche Ritual überhaupt Sinn mache. Aber es sei ein Wunsch der Sportlichen Leitung gewesen, das genau so zu machen. Besonderes viel Glück hat das Schalke nicht gebracht. Seitdem konnten die Knappen genau ein Heimspiel gewinnen. Es war das 4:0 gegen (ausgerechnet) die TSG Hoffenheim im Januar 2021.
Oberschulte-Beckmann ist sich sicher, dass es mit Zuschauern niemals so weit gekommen wäre. „Ich bin fest davon überzeugt, dass die Mannschaft dann besser gespielt hätte“, sagt er. Anders als in München zum Beispiel fehle in Gelsenkirchen einfach etwas. „Ich würde das Publikum mal als Motor beschreiben, der dafür sorgt, dass die Bude überhaupt rockt.“
Da er ja nicht nur der Stadionsprecher sondern auch ein Fan des FC Schalke 04 ist, seien die vergangenen Monate nicht leicht gewesen. „Also Spaß macht das derzeit wirklich nicht“, gibt er zu. „Denn zu der beklemmenden Atmosphäre kommen ja auch noch die sportlichen Leistungen. Aber meine privaten Befindlichkeiten dürfen da keine Rolle spielen. Ich muss dann halt funktionieren. Auch bei Tiefschlägen wie gegen Köln, als am Ende Sprachlosigkeit drohte.“
Wie es sein würde, wieder vor den S04-Fans zu sprechen, darüber habe er sich noch keine Gedanken gemacht. Aber er freue sich darüber, wenn es wieder soweit sei. In welcher Liga auch immer.