Trauer beim FC Schalke 04: Heiner Kördell ist im Alter von 88 Jahren in der Nacht auf Freitag gestorben. Kördell hat sich den inoffiziellen Titel "Vereinslegende" über Jahrzehnte verdiente: Er zählte zu der königsblauen Mannschaft, die am 18. Mai 1958 die bisher letzte Deutsche Meisterschaft holte. Die letzten Jahre seiner aktiven Karriere verbrachte Kördell zwar bei Schwarz-Weiß Essen - doch danach kehrte er zu Schalke zurück. Bis 2004 spielte er für die Traditionself, stellte sie von 1988 bis 1994 sogar zusammen. Er war bis zuletzt Mitglied des Ehrenpräsidiums.
Schalke-Legende Kuzorra entdeckte Kördell in Röhlinghausen
Geboren wurde Kördell in Wanne-Eickel als Sohn eines Bergmanns, seine Karriere begann er bei der SpVgg Röhlinghausen. Entdeckt wurde er 1956 von Ernst Kuzorra - was er aber zunächst gar nicht wusste. "Vor einem Ligaspiel hieß es: ,Heiner, mach heute mal mehr Dampf. Da draußen steht ein Beobachter von Schalke!", sagte Kördell einmal in einem RevierSport-Interview. Erst kurz vor dem Abpfiff erfuhr er vom prominenten Gast. Er hatte so gut gespielt, dass er von Schalke verpflichtet wurde - als ehrlicher, fleißiger Dauerläufer.
Und schon zwei Jahre später, am 18. Mai 1958, folgte der Höhepunkt seiner Laufbahn. Im Endspiel um die Meisterschaft besiegte Schalke den Hamburger SV mit 3:0. Voll bekleidet sprang Kördell in den Hotelpool und spritze den Vorsitzenden Albert Möritz nass - ungewöhnlich für einen, der nur selten aus der Rolle fiel. Bis zuletzt hoffte er darauf, dass er als einer der letzten Schalker Meisterspieler noch einmal Nachfolger bekommt: "Jedes Jahr hoffen wir darauf, dass es endlich soweit ist."
Bei den meisten Schalke-Heimspielen in der Arena
Im Dezember 1958 wurde Kördell sogar Nationalspieler, bestritt beim 1:2 gegen Ägypten sein einziges Länderspiel. Mit guten Auftritten im Europapokal der Landesmeister hatte er auf sich aufmerksam gemacht. Nach sechs Jahren, 103 Oberliga-West-Spielen und 19 Toren verließ er Schalke 1962. "Auch damals gab es schließlich Spielervermittler und Handgelder für Transfers. Und so bin ich zu Schwarz-Weiß Essen transferiert worden", sagte er.
Doch dort hielt es ihn nicht lange. "Der Slogan ,Einmal Schalker, immer Schalker' sagt eigentlich alles", erzählte Kördell einmal und ergänzte. "Wer einmal von diesem Bazillus befallen ist, kommt davon nicht mehr weg. Natürlich werden die Zeitzeugen, die mich spielen gesehen haben, immer weniger. Aber sie haben ihre Erlebnisse und Geschichten auf die Nachfolgegenerationen übertragen. Deshalb sprechen mich auch jüngere Leute an: ,Erzähl uns mal von früher!' Und: ,,Darf ich ein Autogramm haben?' Ich habe meine Autogrammkarten immer dabei, wenn ich über die Kurt-Schumacher-Straße Richtung Stadion gehe." Wann immer es ging, verfolgte er die Heimspiele in der Arena. 2012, er war schon 80 Jahre alt, sagte er: "Ich bin bei jedem Heimspiel dabei, da hält mich nichts mehr in meiner Wohnung. Schalke ist schließlich meine zweite Familie. Da fühle ich mich sehr, sehr wohl."
Zuletzt lebte er in einem Seniorenheim, nun ist er gestorben. Die Schalker teilten mit: "Der FC Schalke 04 wird Heiner Kördell stets ein ehrendes Andenken bewahren."