Benedikt Höwedes hat die Vereinsführung des FC Schalke 04 im Rahmen seines verkündeten Karriereendes kritisiert. "Schalke 04 ist für viele Menschen immer noch ein Lebensinhalt, einen solchen Verein muss man anders führen als einen Retortenklub", sagte der 32-Jährige in einem Interview mit dem Spiegel.
Dort hatte der Weltmeister von 2014 am Freitag bekannt gegeben, [article=493053]dass er seine Karriere nach 14 Jahren beende, um in Zukunft mehr Zeit mit seiner jungen Familie verbringen zu können.[/article] Jahrelang galt Höwedes als die Symbolfigur schlechthin auf Schalke, der Innenverteidiger war Kapitän und Wortführer innerhalb der Mannschaft. Von 2007 bis 2018 stand er bei den Schalker Profis unter Vertrag, doch unter Domenico Tedesco wurde er nach dessen Amtsantritt im Jahr 2017 abgesägt.
Höwedes vermisste die Wertschätzung
Die Vorgehensweise trifft ihn auch drei Jahre später noch: "Und dann kommt ein neuer Trainer, es geht in die neue Spielzeit, und plötzlich bin ich weg vom Fenster. Das hat mich kalt erwischt, weil ich mich immer sehr für die Werte dieses Klubs eingesetzt habe, für Verlässlichkeit und Vereinstreue", sagte Höwedes dem Spiegel. Demnach hätte er sich im Jahr davor für jedes Spiel fit spritzen lassen, um trotz eines Leistenbruchs auflaufen zu können. "Es gab Druck von Vereinsseite und vom Trainer, die Mannschaft nicht im Stich zu lassen. Natürlich war es deshalb nicht meine beste Saison. Erst anschließend habe ich mich operieren lassen", so der gebürtige Halterner.
Bis dahin hätte Höwedes stets nur die Sonnenseite des Geschäfts Fußball kennengelernt. Dementsprechend schwer traf ihn die Degradierung: "Ich habe die volle Breitseite bekommen. Ich kann ja verstehen, wenn eine Klubführung nicht mehr mit einem Spieler plant. Aber ich habe Schalke verkörpert, die Fans standen hinter mir."
Höwedes: Schalke hat zu viele Identifikationsfiguren abgegeben
Auch in der Fanszene kam die Degradierung der Identifikationsfigur Höwedes nicht allzu gut an. Nach Ansicht des Ex-Schalkers hätte der Verein schließlich einen groben Fehler gemacht: "Der Verein hat zum damaligen Zeitpunkt geglaubt, dass er, wenn er die Identifikationsfigur Höwedes abgibt, eine andere, neue Hierarchie aufbauen kann. Das Problem ist: Sie haben weitere Identifikationsfiguren gehen lassen: Ralf Fährmann, Naldo und einige andere - die hatten alle Bock, auf Schalke Fußball zu spielen."
Dem Fußball will Höwedes trotzdem erhalten bleiben. Er will nun als Trainee in der Agentur für gesellschaftliche Kommunikation und Sport bei Raphael Brinkert anfangen und sich dann für das Masterstudium für Sportmanagement der UEFA bewerben. "Ich will dem Sport treu bleiben, mich für Werte einsetzen. Ich möchte gern etwas davon einbringen, wie ich den Sport sehe", so Höwedes.