Es hat lange gedauert, bis Frank Kurth und Joachim Hopp sich wiedersehen. 1997 standen sie zuletzt als Fußballspieler gemeinsam auf dem Rasen – erste DFB-Pokalrunde, der Bundesligist MSV Duisburg war zu Gast beim Regionalligisten Rot-Weiss Essen. Frank Kurth und Joachim Hopp standen sich als Gegner gegenüber.
Nun, 26 Jahre später, treffen die beiden Männer sich im Aufnahmestudio dieser Redaktion wieder. Kurth (61), der einstige RWE-Torwart, einer der Rekordspieler der Rot-Weissen und später Essens Trainer. Und Hopp (57), der frühere beinharte Verteidiger in Diensten des MSV zwischen 1990 und 1998. „Lange her“, sagen die beiden, als sie sich nun im Experten-Talk „Fußball Inside“ wiedersehen. Lange ist es her – und vieles hat sich verändert.
Der MSV Duisburg und Rot-Weiss Essen sind mittlerweile Drittligisten, am Samstag treffen sie in der MSV-Arena aufeinander (14 Uhr, RS-Liveticker). Es ist ein Derby der völlig unterschiedlichen Stimmungslagen. Hier Rot-Weiss Essen, Tabellensechster mit 18 Punkten und nach zuletzt zwei Siegen in Folge vor Selbstbewusstsein strotzend. Dort der MSV Duisburg, auch nach dem Rauswurf von Trainer Torsten Ziegner mit sieben Punkten Tabellenletzter. Gut 25.000 Zuschauer werden erwartet – und gerade für den MSV könnte die Partie einen wegweisenden Charakter haben. „In diesem einen Spiel kannst du vergangenen Wochen ein bisschen vergessen lassen. Dann kommt wieder etwas Ruhe und Zuversicht rein“, sagt Hopp.
Denn Ruhe und Zuversicht – die gab es in den vergangenen Wochen in Duisburg nicht. Zu schwach präsentierte sich der MSV bisher. „Für mich ist die Kaderzusammensetzung gescheitert, es gibt keine gute Mischung. In der Offensive wurde mehrmals nachgelegt, die Defensive wurde aber vollkommen vernachlässigt“, sagt Hopp. „Deshalb haben wir ganz große Probleme.“ Und nicht wenige verärgerte Fans. „Die Zuschauer verlangen vom MSV keinen Manchester-City-Fußball. Aber die Arbeitseinstellung muss stimmen, die Spieler müssen ackern. Wenn du im Ruhrgebiet als Fußballer nicht alles gibst, ist das ein Problem.“
Das gilt besonders für ein Derby. „Diese Spiele sind immer etwas Besonderes. Da ist Stimmung, da ist die Hütte voll“, sagt Frank Kurth, der die Favoritenrolle der Essener eher skeptisch sieht. „Dafür ist RWE noch zu weit weg, dass wir uns als absolute Favoriten bezeichnen können. Am Samstag starten beide Teams bei Null. Fokussierung und Tagesform werden entscheiden.“
Ackern, malochen, beißen – Ausdrücke, die einfach zum alten Ruhrgebietsfußball gehören und die auch Hopp und Kurth ständig in ihre Sätze einbauen. „Wer Angst in diesem Spiel hat, hat schon verloren“, sagt Hopp. Er selbst zeigte in seiner Karriere selten Ängste – nicht als Amateur mit gleichzeitigem Job am Hochofen – und auch nicht vor dem DFB-Pokalfinale 1998, bis zu dem der Sieg gegen RWE damals geführt hatte. Der MSV verlor das Endspiel 1:2 gegen die Bayern – doch malocht und gekämpft hatten die Zebras.