Im Heimspiel gegen 1860 München sah Rot-Weiss Essen schon wie der Verlierer aus. Doch dank eines Treffers in der Nachspielzeit von Simon Engelmann holte RWE ein 2:2 (1:0) und hat den Klassenerhalt damit so gut wie sicher. Bei noch zwei ausstehenden Spieltagen haben die Bergeborbecker sechs Punkte Vorsprung und dazu das deutlich bessere Torverhältnis.
Gegenüber dem indiskutablen 0:2 beim SV Meppen nahm Trainer Christoph Dabrowski zwei Änderungen vor, brachte Ron Berlinski für Simon Engelmann, dessen Abschied seit dieser Woche feststeht. Auf der rechten Abwehrseite begann Sandro Plechaty anstelle von Mustafa Kourouma.
Trotz ausverkauftem Haus und dem Klassenerhalt vor Augen gab es auch an diesem Sonntag Unmutsbekundungen der aktiven Fanszene. "Dabrowski raus" stand auf einem auf der Westkurve ausgerollten Banner geschrieben. Weitere Spruchbänder richteten sich gegen die Vereinsführung - in Anspielung auf die im vergangenen Jahr verhängten Stadionverbote und die Freistellung von Zeugwart Peter Sommer unter der Woche.
Auf dem Rasen gehörte den stark ersatzgeschwächten Gästen die Anfangsphase. Schon nach zwei Minuten brannte es erstmals vor dem Essener Tor. Und später hatte RWE Glück, dass ein verunglückter Rückpass auf Brusthöhe von Plechaty auf Jakob Golz knapp am Pfosten vorbei hoppelte.
Nach der folgenden Ecke konterten dann aber plötzlich die Gastgeber: Isaiah Young lief alleine auf Tom Kretzschmar zu, scheiterte zunächst mit dem Versuch, den 1860-Keeper zu umkurven. Doch Cedric Harenbrock reagierte schnell und wuchtete den Nachschuss ins Münchener Tor (19.). Gleich die erste gute Chance brachte RWE die Führung.
RWE: Golz - Plechaty, Rios Alonso, Herzenbruch, Kefkir - Götze (77. Tarnat), Eisfeld (60. Rother) - Ennali (85. Holzweiler), Harenbrock (77. Müsel), Young - Berlinski (46. Engelmann)
München: Kretzschmar - Lang, Verlaat, Belkahia (68. Wicht), Steinhart - Boyamba (83. Lakenmacher), Moll, Deichmann, Cocic (61. Greilinger) - Bär, Lex
Tore: 1:0 Harenbrock (19.), 1:1 Deichmann (64.), 1:2 Greilinger (81.), 1:1 Engelmann (90.+4)
Zuschauer: 18.187
Der Treffer tat den anfangs verunsicherten Rot-Weissen sichtlich gut, es entwickelte sich ein offenes Spiel. Einen artistischen Versuch von Ron Berlinski nach starker Vorarbeit von Lawrence Ennali konnte Kretzschmar noch gerade so über die Latte lenken (30.). Auf der Gegenseite verpasste Yannick Deichmann den Ausgleich um Zentimeter (36.).
So nahm RWE das 1:0 mit in die Pause, verlor allerdings Berlinski. Der Stürmer musste aufgrund einer Gesichtsverletzung in der Kabine bleiben, Engelmann ersetzte ihn.
Nach Wiederanpfiff dauerte es nicht lange, ehe die Partie wieder voll auf Betriebstemperatur war. Auf der einen Seite forderte Ennali nach einem Zweikampf zu unrecht einen Strafstoß (48.), im Essener Strafraum klärte Jose-Enrique Rios Alonso in höchster Not gegen den einschussbereiten Marcel Bär (50.).
Der Druck der Münchener nahm nun zu - und rund 25 Minuten vor Spielende erzielten sie den verdienten Ausgleich. Nach einem langen Ball behauptete sich Deichmann gegen den am Saisonende scheidenden Felix Herzenbruch und schob den Ball zum 1:1 ins Eck (65.).
Jetzt feierten auch die mitgereisten Löwen-Anhänger. Zuvor blieb es leise im Gästeblock, die Fans hatten die Unterstützung zwischenzeitlich eingestellt, offenbar aufgrund eines Polizeieinsatzes.
Für die Essener war das Gegentor ein Wirkungstreffer, sie wackelten nun. Die Angriffswellen von 1860 häuften sich, Fabian Greilinger schnupperte am 2:1 für 1860 (69.). Und gerade als die Bergeborbecker das Spiel wieder beruhigt hatten, passierte es: Nach einer Flanke verteidigte Plechaty inkonsequent gegen Greilinger, der zur Führung für München einköpfte.
Beinahe zeitgleich schallten abermals laute "Dabrowski raus"-Sprechchöre durchs Stadion, Fans auf der Westtribüne zückten Banner mit selbiger Aufschrift. Dass RWE das Spiel aus der Hand geben würde, hatte sich jedenfalls angebahnt, denn offensiv kam im zweiten Durchgang so gut wie gar nichts mehr vom Dabrowski-Team.
Das schien sich auch nicht nach dem Rückstand zu ändern - bis tief in die Nachspielzeit hinein. Mit dem letzten Essener Angriff drückte Simon Engelmann eine Hereingabe von Young zum Ausgleich über die Linie (90.+4). Der Schiedsrichter pfiff die Partie erst gar nicht mehr an - und auf den Rängen wurde plötzlich gefeiert.
Damit ist der Klassenerhalt von RWE so gut wie fix. Im Auswärtsspiel beim Halleschen FC am kommenden Samstag kann das Dabrowski-Team allerletzte Zweifel beseitigen.