Dass die Großinvestitionen der saudi-arabischen Pro League einmal das Handeln und den sportlichen Erfolg des FC Schalke 04 beeinflussen könnte, hätte sich Peter Knäbel auch nicht träumen lassen. Aktuell wolle er keine Horrorszenarien skizzieren, sagt der Sportvorstand des Fußball-Zweitligisten im WAZ-Podcast fußball inside.
Aber wenn mittel- bis langfristig enorme Summen aus Saudi-Arabien in den europäischen Markt fließen, speziell in die englische Premier League, würde auch von dort eine Gefahr für deutsche Talente drohen: „Die Frage wird sein: Wie lange können wir diese Spieler dann noch in Deutschland halten? Davor habe ich ein bisschen Angst.“
Schalke 04 hat mit Assan Ouedraogo einen Spieler, der mittelfristig auch für andere Klubs, vielleicht sogar für andere Ligen interessant sein könnte. Der 17-Jährige war im Sommer Kapitän der deutschen U-17-Nationalmannschaft, die Europameister wurde, der gebürtige Mülheimer gilt als einer der besten Spieler seines Jahrgangs und debütierte auch schon bei den Profis von Trainer Thomas Reis.
So weit wie die Stars Karim Benzema und jüngst Neymar, die mit astronomischen Gehältern gelockt werden, ist Ouedrago natürlich bei Weitem nicht. Aber Knäbel gibt zu bedenken: Vor allem aus der englischen Premier League „werden die Spieler weggekauft“, so der 56-Jährige. „Und die Liga, die mit enormen Einkünften ohnehin schon versorgt ist, wird dann wahrscheinlich noch mehr gute Spieler aus Deutschland kaufen. Das führt dazu, dass unsere besten Spieler immer früher angefragt werden, das wird sich noch weiter beschleunigen.“
Generell bereiten Knäbel die Auswüchse in der saudi-arabischen Pro League Sorgen. Brasiliens Superstar Neymar wechselt für die Ablöse von 90 Millionen Euro von Paris St.-Germain zu Al-Hilal und soll dort bis zu 100 Millionen Euro im Jahr verdienen. „Ich fremdle extrem mit dieser Entwicklung“, so Knäbel bei fußball inside. „Das hätte keiner auf dem Schirm gehabt, dass ein Staatsfonds den Fußball kauft. Ich frage mich, wo ist das geblieben, was wir in Corona-Zeiten gesagt haben: Die Branche soll demütig sein, wir sollen froh sein, dass wir zusammen sein können und das Stadion für uns haben. Ich bin froh, für einen Verein arbeiten zu dürfen, der sich in seinem Leitbild zu ganz anderen Werten bekennt. Diese Werte werden für mich auch immer wichtiger sein, denn die Seele des Fußballs kann man nicht kaufen.“