Dieses Jubiläum nimmt der VfL zum Anlass, die Umstände der Fusion vor dem Hintergrund der nationalsozialistischen Herrschaft wissenschaftlich aufarbeiten zu lassen. Im Rahmen einer Matinee im Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte wurden am Sonntag erste Ergebnisse durch Historiker der Ruhr-Universität Bochum vorgestellt. Unter dem Titel „Neunzehnhundertachtunddreißig – Nur damit es jeder weiß? Die Gründung des ,Großvereins´ VfL Bochum 1848 zur Zeit des Nationalsozialismus“ trugen Marcel Schmeer und Christopher Kirchberg den Stand ihrer historischen Recherche vor und beleuchteten die Hintergründe der Zwangsfusion, bei der nicht nur politische, sondern auch wirtschaftliche Aspekte eine große Rolle spielten. Im Anschluss erläuterte Sporthistoriker Henry Wahlig im Rahmen seines Beitrages zum Thema „Jüdischer Fußball in Bochum“ die Geschichte des jüdischen Fußballs in Deutschland unmittelbar nach der nationalsozialistischen Machtergreifung 1933.
Familie Gottschalk wurde Opfer des Nationalsozialismus
In der Folge avancierte der Verein Schild Bochum zur führenden jüdischen Elf in Westdeutschland, nicht zuletzt mit dem Gewinn der jüdischen Fußballmeisterschaft 1938. Auch das ist jetzt 75 Jahre her. Kapitän der Meisterelf seinerzeit war Erich Gottschalk, der zuvor für den TuS Bochum aktiv war. Im Dezember 1938 flüchtete Gottschalk in die Niederlande, wurde dort jedoch nach der nationalsozialistischen Invasion inhaftiert und später mit seiner Familie nach Auschwitz deportiert. Gottschalks Eltern, seine Ehefrau und das gemeinsame dreijährige Kind sowie der Bruder des Bochumer Fußballers kamen in den Gaskammern ums Leben. Erich Gottschalk selbst überlebte den Holocaust und lebte bis zu seinem Tode 1996 in den Niederlanden. Sein Neffe, Paul van der Vooren, wohnte der Matinee im Zentrum für Stadtgeschichte auf Einladung des VfL gemeinsam mit seiner Ehefrau bei.
„Es ist unsere Aufgabe, das Andenken der Opfer des Nationalsozialismus in Ehren zu halten“, sagte der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Frank Goosen und betonte dabei, dass im VfL „für rechtsradikale und antisemitische Tendenzen kein Platz ist“.