Nach Alex Silva und Collin Benjamin fällt nun auch Torjäger Paolo Guerrero für Monate aus. Doch während sich das Kinopublikum derzeit über den fiktiven Bundeskanzler-Herausforderer amüsiert, ist den Hanseaten das Lachen vergangen, denn nach einem gelungenen Saisonstart scheint die Fortsetzung der Erfolgsserie gefährdet. "Das ist ein ganz schöner Schlag für uns. Gerade Paolo hatte einen Klassestart mit vier Bundesligatoren", sagte Trainer Bruno Labbadia.
Der neue HSV-Coach muss nun schon am Samstag gegen Champions-League-Teilnehmer VfB Stuttgart ganz auf den jungen Schweden Marcus Berg setzen. Eine mögliche Alternative, der Deutsch-Kameruner Maxim Choupo-Moting, wurde kurz vor Transferschluss an Bundesliga-Aufsteiger 1. FC Nürnberg ausgeliehen.
Guerreros Sturmpartner Mladen Petric war jedenfalls nach seiner Rückkehr in die Hansestadt restlos bedient. "Paolos Verletzung schockt mich mehr als unsere 1:5-Niederlage gegen England in der WM-Qualifikation", meinte der 28-Jährige, der in den kommenden Wochen vielleicht sogar als Einzelkämpfer an vorderster Front spielen muss. Denn selbst ein neues Spielsystem mit nur einer Sturmspitze erscheint möglich.
Gemein haben die drei HSV-Rekonvaleszenten, dass sie sich ihre schweren Knieverletzungen allesamt in mehr oder weniger unwichtigen Partien zuzogen. Den Brasilianer Alex Silva erwischte es in der Saisonvorbereitung bei einem Testspiel gegen den österreichischen Zweitligisten Wacker Innsbruck, der Namibier Benjamin wurde in einer Freundschaftsbegegnung gegen Swasiland umgetreten. Und auch das WM-Qualifikationsspiel von Guerrero im Team von Peru gegen Venezuela war weitgehend bedeutunglos, beide Teams sind für Südafrika 2010 praktisch aus dem Rennen.
Während die lange Zwangspause für Alex Silva durch die Verpflichtung des tschechischen Nationalspielers David Rozehnal aufgefangen werden konnte, sind weitere Transfers erst wieder in der Winterpause möglich. Labbadia: "Jetzt muss eben der eine oder andere junge Spieler mehr Last auf seine Schultern nehmen."
Eine Last könnte es auch für Guerrero sein, einen großzügigen Arbeitgeber für die nächste Saison zu finden. Erst vor wenigen Wochen hatte der Südamerikaner eine Offerte des HSV, die eine Aufstockung seiner Bezüge beinhaltete, ausgeschlagen und alle weiteren Vertragsgespräche bis zur Rückrunde verschoben. Teamkollege Benjamin hingegen, dessen Kontrakt ebenfalls ausläuft, steht schon kurz vor einer Einigung mit den Norddeutschen. Eine Gehaltserhöhung für den 31-Jährigen ist dabei allerdings nicht vorgesehen.