Die wichtigste Aussage vorweg: "Ich fühle mich gut." Seit dem 1. Juli ist Patrick Fabian zurück beim VfL Bochum. In einer Journalisten-Runde hat der Sportchef am Rande des Trainingsauftakts erstmals über seine Auszeit gesprochen.
"Ich wusste nie, wie es enden wird. Ich habe natürlich gehofft, dass ich wieder hier sitzen darf, aber davon war nicht zwingend auszugehen." Deshalb bat der 35-Jährige um Verständnis, bei seinen gesundheitlichen Problemen nicht ins Detail gehen zu wollen.
"Manchmal gibt es Themen, die größer sind als Fußball und auch wenn wir uns im öffentlichen Raum bewegen, ist es hier so, dass es einen privaten Bereich gibt, den ich schützen möchte." Anfang März hatte der VfL bekanntgegeben, dass Fabian eine Auszeit nehmen werde.
"Was ich sagen kann ist, dass die Position, die ich bekleide, sicherlich ein Teil ist. Aber ich habe auch drumherum noch ein Leben, das Einfluss auf einen nimmt." Das habe in Summe einen Schritt zurück unumgänglich gemacht.
Lob für Marc Lettau und Ilja Kaenzig
"Wenn du die ganzen Jahre im Fußball unterwegs bist, von einer Funktion in die nächste, in die nächste und es nie mal schaffst, den Blick von außen draufzuwerfen, dann besteht die Möglichkeit, dass du dich in diesem Geschäft auch mal verlierst." Ab sofort ist Fabian wieder zurück an der Castroper Straße.
"Ich steuere das für mich, aber es gibt keine offizielle Eingliederung." In ein paar Themen müsse er inhaltlich wieder reinkommen, um auf dem aktuellen Stand zu sein. Bereiche wie Personal, Frauenmannschaft und NLZ. "Da werden wir uns Tag für Tag wieder eingrooven."
Mit 'Wir' ist vor allem Marc Lettau gemeint. Der Technische Direktor wurde im Winter von Fabian eingestellt und hatte nach dessen Auszeit übergangsweise die Rolle des Sportchefs übernommen. "Ihm und Ilja Kaenzig (Vorstand Finanzen, Anm. d. Red.) muss ich ein Riesen-Kompliment und Dank aussprechen."
Von den getätigten Transfers sei er dabei nicht überrascht gewesen. "Über die haben wir auch schon vorher mal gesprochen." Kontakt habe es in der Zeit aber gar nicht gegeben - generell nicht zum VfL. "Ich hatte keine andere Wahl, als alles erstmal beiseite zu schieben und mich auf mich selber und meine Familiensituation zu konzentrieren."
"Für Thomas hat es mich unendlich gefreut
Fabian habe sich auch keine Spiele live angesehen, obwohl es samstags immer gejuckt hatte. "Ich bin dann teilweise Fahrrad gefahren oder habe Ausflüge gemacht, um mich abzulenken." Zum Ende hin habe er es aber nicht mehr aushalten können. "Dafür bin ich auch einfach zu sehr Fan dieses Klubs."
Das erste und einzige Mal, dass er eingeschaltet habe, war in den letzten 15 Minuten gegen Bayer Leverkusen am letzten Spieltag. "Mit Abpfiff war ich unheimlich gerührt." Einer der ersten, die er sprach, war Trainer Thomas Letsch. "Für ihn hat es mich unendlich gefreut. Er hat sich bei mir für das Vertrauen bedankt."
Rückblickend lässt sich diese Entscheidung als einer der Hauptgründe für den Klassenerhalt ausmachen. "Ich glaube, er hat in der Zeit den VfL sehr zu schätzen gelernt, mit allem was an Emotionalität hier im Ruhrgebiet dazugehört." Die Vertragsverlängerung (aktuell bis 2024) dürfte nur eine Frage der Zeit sein.
Das ist aber Zukunftsmusik. Fabian legt Wert darauf, den Blick auf die Gegenwart zu richten und auch sportlich nicht so viel über das letzte Jahr nachzudenken. "Das Jahr davor mit dem Klassenerhalt in Dortmund war auch sehr emotional. Das ist noch lange mitgeschwungen und das sollten wir nicht nochmal machen. Dafür ist der Fußball viel zu schnelllebig."
Fabians Perspektive hat sich durch die Auszeit verändert. "Ich glaube, dass es insgesamt eine Erfahrung ist, die mich als Mensch hat sehr reifen lassen. Ich hoffe, dass ich das alles nicht nochmal erleben muss, bin aber zuversichtlich und freue mich, dass ich weiterhin Fußball mache."