Das „Rettungspaket“ für den deutschen Fußball platzte beim Schnüren fast aus allen Nähten. Millionen für den darbenden DFB, ein neuer Chef für die Liga, Krisenbewältigung nach dem geplatzten Milliardendeal - die Bosse der Deutschen Fußball Liga (DFL) hatten am Mittwoch beim „Verpacken“ der Zukunft alle Hände voll zu tun.
Das Präsidium und der Aufsichtsrat mussten sich bei ihren richtungweisenden Sitzungen mit den drängenden Problemen befassen, die durch die finanziellen Schwierigkeiten des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zusätzliche Brisanz erhalten hatten. Aus Sicht des DFB wäre deshalb das grüne Licht für den neuen Grundlagenvertrag zwischen den beiden Verbänden von immenser Bedeutung.
Die Rede ist von einem Plus zwischen 20 und 27 Millionen Euro pro Jahr für den DFB - was deutlich mehr wäre als die sechs Millionen, die es bisher gab. Am Ende des Prozesses sollen ein außerordentlicher DFB-Bundestag und eine außerordentliche DFL-Versammlung den Vertrag absegnen. Sollte es dazu kommen, dürfte sich DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald nach all den jüngsten Hiobsbotschaften endlich über eine gute Nachricht freuen.
In den vergangenen Tagen war öffentlich geworden, dass die DFB-Finanznöte noch größer als gedacht sind. Der Neubau des im vergangenen Jahr eröffneten Campus kostet 30 Millionen Euro mehr als bislang bekannt, das strukturelle Defizit liegt bei knapp 20 Millionen Euro und erneute steuerrechtliche Ungereimtheiten haben weitere wirtschaftliche Schäden verursacht.
Gewaltige Schäden muss auch die DFL in ihrem Innenleben beheben. Nach dem gescheiterten Einstieg eines Investors steht die Existenz des Ligaverbands in seiner jetzigen Form auf dem Spiel. In den Gremien haben sich Lager gebildet, zahlreiche Klubchefs haben zuletzt die Abspaltung der Bundesliga von den Zweitligisten ins Gespräch gebracht, die Topklubs erwägen das Ende der Zentralvermarktung.
Ausgerechnet in diesem Spannungsfeld braucht die DFL einen neuen Chef. Die Interimsbosse Oliver Leki und Axel Hellmann hören Ende des Monats auf. Der designierte Nachfolger Jan-Christian Dreesen hat lieber den Vorstandsposten bei Rekordmeister Bayern München übernommen.
DFL-Aufsichtsratsboss Hans-Joachim Watzke ist also weiter auf der Suche nach geeignetem Führungspersonal, das sich der Herkulesaufgabe gewachsen sieht. Zahlreiche Namen werden gehandelt, eine Doppelspitze erscheint aufgrund der Fülle an Themen wahrscheinlich.
Ob der zerstrittene Profifußball überhaupt noch einmal geeint werden kann, ist allerdings mehr als fraglich. Zu unterschiedlich sind die Ansätze bei der Frage, woher das Geld für die nötigen Investitionen in die Digitalisierung und Modernisierung kommen soll.
Um die Projekte trotz des Streits zumindest in die Wege zu leiten, müssten die Klubs schon in der kommenden Saison die Gürtel enger schnallen. Laut der Sport Bild wollen Leki und Hellmann die Vereine darüber informieren, dass Teile der 1,1 Milliarden Euro an nationalen Mediengeldern einbehalten und als Anschubfinanzierung genutzt werden sollen.