Das Problem von Christian Streich war noch relativ leicht zu lösen. „Bei RTL+ komme ich nicht richtig rein. Da muss ich erstmal jemanden holen“, beschrieb der Trainer des SC Freiburg die Tücken der Streaming-Technik. Während der Videoschalte aus seiner Küche vor dem Europacup-Spiel der Breisgauer gegen Nantes, das Streich am Donnerstag vor dem heimischen Bildschirm verfolgen musste, sah der Coach etwas mitgenommen aus - die Corona-Symptome waren unverkennbar.
Ähnlich wie Streich geht es derzeit einigen Protagonisten der Fußball-Bundesliga. Die Trainerkollegen Daniel Farke (Borussia Mönchengladbach) und Urs Fischer (Union Berlin) hat es erwischt, beide sind immerhin wieder fit. Dazu kommen prominente Profis wie Joshua Kimmich und Thomas Müller von Bayern München. Müller habe noch „ein bisschen Probleme und Erkältungssymptome“, sagte Trainer Julian Nagelsmann am Freitag, der Torjäger werde daher im Topspiel gegen Borussia Dortmund am Samstag fehlen.
Müllers Klubkollegen Manuel Neuer und Leon Goretzka hatten zuvor der Nationalmannschaft den Rücken kehren müssen - genau wie Lina Magull zuletzt bei den deutschen Frauen.
Angesichts dieser Fälle wachsen die Sorgen in der Liga. Schließlich bietet der übervolle Terminkalender bis zur WM in Katar (20. November bis 18. Dezember) keinen Platz für Nachholspiele. Spielabsagen, wie es sie zuletzt bereits in der Basketball-Bundesliga gab, müssen also unter allen Umständen vermieden werden.
Werder Bremen hat deshalb auf die Herbstwelle reagiert und will seine Maßnahmen verschärfen. „Wir hatten zuletzt einen Austausch mit dem Gesundheitsamt und werden in der kommenden Woche entscheiden, wie wir weiter vorgehen“, sagte Profifußball-Leiter Clemens Fritz am Mittwoch: „Wir werden uns in den nächsten Tagen noch einmal mit der medizinischen Abteilung austauschen.“
Auch die Bayern haben die Zügel nach dem Besuch der Mannschaft auf dem Oktoberfest angezogen. „Es ist ein Thema, das uns wieder beschäftigt. Wir haben mit den Spielern gesprochen, es gab keinen Wiesn-Besuch mehr zum Beispiel“, berichtete Trainer Julian Nagelsmann: „Wir sensibilisieren die Spieler immer. Ich glaube, dass alle gut aufpassen.“
Nach Ansicht von Hasan Salihamidzic hat der Klub den Ernst der Lage erkannt. „Wir müssen sehr verantwortungsvoll mit der Situation umgehen. Wir wollen nicht, dass Spieler mit Infektion spielen oder wir eine Ausbruchssituation haben“, sagte der Münchner Sportvorstand: „Aber wir wollen auch nicht in diesen Pandemie-Modus verfallen, sondern ein ganz normales Leben führen.“
Wie das „Bundesliga-Leben“ bei einem Ausbruch weitergehen wird, ist immerhin klar geregelt. Nach den vorangegangenen Diskussionen um coronabedingte Spielabsagen verabschiedeten die Profiklubs schon im Mai die sogenannte „Pandemie-Sonderregelung“.
Demnach kann ein Verein die Absetzung eines Spiels beantragen, wenn „mindestens elf der auf der Spielberechtigungsliste aufgeführten Lizenzspieler sich aufgrund einer Infektion mit einer solchen Krankheit in Isolation oder als Kontaktperson von infizierten Personen in Quarantäne befinden“.
Dass Corona neben der Bundesliga auch die WM beeinflussen wird, scheint unvermeidbar. Dessen ist sich Hansi Flick bewusst. „Vielleicht muss man nochmal bewusst Kontakte reduzieren“, sagte der Bundestrainer mit Blick auf die Fälle bei der Nationalmannschaft: „Es soll auch weitergehen im Leben. Daher müssen wir sehen, dass wir es gut im Griff behalten.“
Das versuchen derzeit alle.