Manuel Riemann, drei Bereiche hat man von Ihnen kennengelernt: Den liebevollen Familienvater, den Grantler gegenüber Journalisten und den Vulkan auf dem Platz. Haben wir eine Facette vergessen?
Ich glaube, dass die drei Facetten nicht alle stimmen. Liebevoller Vater und Ehemann ja. Auf dem Rasen bin ich nicht immer so, wie ich dargestellt werde. Das kommt natürlich auch darauf an, wie die Situation ist. Ich erwarte von meinen Mitspielern, aber auch von mir, sehr viel. Deswegen fahre ich ab und an mal aus der Haut, wenn ich das Gefühl habe, bei dem einen oder anderen ist noch etwas Luft nach oben. Aber deswegen bin ich kein Grantler oder negativer Mensch. So wie die Medien möchten, dass ich mit ihnen umgehe, so erwarte ich das auch andersherum. Und bei vielen ist das eben nicht der Fall. Ich weiß nicht, wie man immer vieles so negativ darstellen und Dinge aus dem Zusammenhang reißen kann. Das versteh ich nicht und da bin ich kein Freund von. Ein Beispiel: ich muss mich von Leuten bewerten lassen, die selber nicht drei Mal den Ball hochhalten können. Das ist ihr Job, aber dann sollte man wenigstens etwas die Kirche im Dorf lassen. Denn ich bewerte auch nicht, was ihr schreibt. Fehler sind menschlich, bei uns hab ich das Gefühl, dass man sich freut, wenn Fehler passieren. Daher bin ich skeptisch gegenüber Journalisten.
Sie gelten als Abstiegskandidat Nummer eins. Wie sehen Sie das?
Die Herangehensweise ist falsch. Generell ist es immer sehr schwer für uns in der Bundesliga. Wenn man lange in der Bundesliga dabei ist, dementsprechend im TV-Ranking steigt, dann kannst du sagen, wir haben uns etabliert und könnten jetzt den nächsten Schritt gehen. Wenn man das möchte, stellt sich die Frage, ob es das ist, was die Zukunft besser macht. Das muss nicht immer sein. In der Situation, in der wir uns jetzt befinden, ist vieles hier gewachsen, das betrifft den ganzen Verein.
Sie haben Ihren Vertrag langfristig verlängert. Würden Sie sagen, dass Sie zum Ende Ihrer Karriere den perfekten Verein gefunden haben?
Was heißt perfekter Verein? Wir müssen das Beste aus den Gegebenheiten rausholen, die da sind. Man muss zufrieden und glücklich sein, da wo man aktuell ist. Ich bin all das hier. Trotzdem kann man nie sagen, es wird keinen anderen Verein mehr geben. Dafür passiert im Fußball zu viel. Und dann möchte ich nicht, dass es heißt, ich hätte aber früher das oder das gesagt. Ich bin kein Lügner. Ich fühle mich unheimlich wohl hier, ich bin unheimlich dankbar, dass ich hier spielen darf. Ich denke, das sieht man mir auch an, ich lasse mein Herz auf dem Platz. Das wird auch weiterhin der Fall sein.
Was machen Sie nach Ihrer Karriere?
Mein Plan ist es, Trainer zu werden. Ob das am Ende so passiert, mal sehen, denn das Leben hat so viele Facetten. Vielleicht hab ich auch mal Lust auf was ganz anderes. Stand heute will ich unbedingt Trainer werden. Denn ich glaube, dass ich viel Fußballverständnis habe, viel Sachverstand. Und ich glaube auch, dass ich die nötige Lust habe, um anderen was beizubringen. Ich spreche auch heute schon oft mit dem Trainer oder dem Co-Trainer. Da geht es um Dinge, die schon fast Traineraugen sehen. Vielleicht liegt das auch an meiner Position, als Torwart ist man nicht immer in alles involviert. Zudem habe ich immer das ganze Spielfeld vor mir. Viele Situationen kann man frühzeitig erkennen. Ich glaube, das ist auch eine meiner Stärken, warum ich überhaupt in der Bundesliga spielen darf. Ich denke, ich habe ein ganz gutes Spielverständnis und ein Auge dafür, was könnte in den nächsten ein oder zwei Zügen passieren.
Was sagt Ihr Bauchgefühl mit Blick auf die neue Spielzeit?
Dazu kann ich nichts sagen. Ich hab weder eine andere Mannschaft spielen sehen, noch kann ich sagen, dass wir den Kader final zusammen haben. Ich denke, da wird noch was möglich sein bei Zu- oder Abgängen. Ich kann nur sagen, so lange ich hier Teil der Mannschaft bin, werde ich alles dafür tun, dass wir ab dem ersten Spieltag alles auf dem Platz lassen. Wenn es dann nicht reicht, müssen wir das akzeptieren. Aber ich glaube, wenn wir das als Team hinbekommen, wenn wir gemeinsam gegen den Ball arbeiten, dann können wir erneut die Liga halten. gp / cb