Was steht an?
Auf dem 44. Ordentlichen Bundestag des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am Freitag in Bonn soll ein neuer Präsident gewählt werden. Bernd Neuendorf und Peter Peters treten gegeneinander an, einer von beiden wird als 14. Präsident aus der Wahl hervorgehen. Erstmals in der 122 Jahre dauernden DFB-Geschichte steht eine Kampfabstimmung bevor. Benötigt wird die absolute Mehrheit der abgegebenen Stimmen. 262 Delegierte sind stimmberechtigt.
Warum braucht der Verband einen neuen Chef?
Es geht um den Nachfolger von Fritz Keller, der wie seine Vorgänger Reinhard Grindel und Wolfgang Niersbach zurücktreten musste. Keller, der erst im September 2019 gewählt worden war, musste im Mai des vergangenen Jahres seinen Hut nehmen. Für den früheren Klubchef des SC Freiburg war vorzeitig Schluss, weil er seinen Gegenspieler und Vizepräsident Rainer Koch mit einem skandalösen Nazi-Vergleich verunglimpft hatte. Zuvor war der DFB von einem monatelangen Machtkampf an der Spitze erschüttert worden, dem neben Keller auch Generalsekretär Friedrich Curtius zum Opfer fiel.
Wer sind die Kandidaten?
Neuendorf ist Präsident des Fußball-Verbandes Mittelrhein (FVM). Obwohl der 60-Jährige in der breiten Öffentlichkeit kaum bekannt ist, gilt er als klarer Favorit. Das liegt daran, dass Neuendorf der Kandidat der Landes- und Regionalverbände ist. Das Amateurlager verfügt über die deutliche Mehrheit der Delegierten. Außenseiter Peters war bis vor Kurzem 1. Vizepräsident des DFB und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Deutschen Fußball Liga (DFL). Der 59-Jährige, der zudem im Council des Weltverbands FIFA sitzt, geht als Kandidat der Profiklubs ins Rennen.
Warum ist dieser Bundestag so wichtig?
Der Verband erhofft sich nach Jahren der Dauerkrise einen Neuanfang. Machtkämpfe, Skandale, Affären, Razzien, Strafverfahren und Rücktritte haben die Glaubwürdigkeit des DFB stark erschüttert. Das Image in der Öffentlichkeit ist desaströs. Ab Freitag soll alles besser werden. Neben dem neuen Präsidenten wird es auch einen neuen 1. Vize und einen neuen Schatzmeister geben.
Warum wird ständig über Koch diskutiert?
Der 63-Jährige führt derzeit den DFB mit seinem Co-Chef Hans-Joachim Watzke als Interimspräsident. Er ist zudem 1. Vizepräsident, Präsident des Süddeutschen Fußball-Verbandes und sitzt im Exekutivkomitee der Europäischen Fußball-Union (UEFA). Koch werden von seinen Kritikern zahlreiche Verfehlungen und Verstrickungen in dubiose Machenschaften vorgeworfen. Während Neuendorf den langjährigen Funktionär dennoch weiter im DFB-Präsidium und im UEFA-Exko sieht, schloss Peters eine Zusammenarbeit mit Koch aus.
Um was geht es noch?
Um mehr Vielfalt im Verband. Beide Präsidentschaftsanwärter haben Frauen in ihren Teams. Der Frauen-Bewegung „Fußball kann mehr“ reicht das aber nicht, ihr Ruf nach einer Doppelspitze mit beiden Geschlechtern verhallte aber ungehört. Deshalb zog sich die Initiative um Nationaltorhüterin Almuth Schult und Katja Kraus bereits vor Weihnachten aus dem Machtkampf zurück. Sie hatte das gewohnt abgekartete Spiel der Funktionäre in den Hinterzimmern ausgemacht.
Was genau ist eigentlich der Bundestag?
Der Bundestag ist als satzungsgebende Versammlung des mehr als 7,1 Millionen Mitglieder starken Verbandes das höchste Gremium des DFB - quasi das Parlament. Der ordentliche Bundestag findet alle drei Jahre statt.