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"Erbärmlich, Frechheit"
Völler schimpft über Buchautor Lahm

"Erbärmlich": Völler knöpft sich Buchautor Lahm vor
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Philipp Lahm hat sich den Zorn von Ex-Teamchef Rudi Völler gezogen: "Interna aus dem DFB-Team-Kreis öffentlich zu machen, zeigt, dass er keinen Funken Anstand hat.

Aber mich wundert bei Lahm nichts mehr. Das Interview bei der Weltmeisterschaft gegen Ballack war bereits schäbig, erbärmlich. Was er nun über Jürgen Klinsmann zum Beispiel gesagt hat, ist eine Frechheit. Ich wiederhole mich: Wer ihm beim Ballack-Interview damals noch geglaubt hat, hat ihn nun durchschaut", schimpfte der Sportchef von Bayer Leverkusen in der Bild-Zeitung (Donnerstag-Ausgabe).

In seinem Buch "Der feine Unterschied", das am kommenden Montag im Handel erscheinen wird, hatte der 27-jährige Lahm unter anderem Kritik an seinen Ex-Trainerin Völler, Jürgen Klinsmann, Felix Magath und Louis van Gaal sowie am Teamgeist der EM-Mannschaft von 2008 geübt.

Völler zielte mit seiner Ballack-Aussage auf Vorkommnisse bei der WM 2010 ab. Lahm hatte während der Endrunde in Südafrika ein Interview an jenem Tag gegeben, als der verletzte und auf Besuch am Kap weilende Ballack die deutsche Mannschaft wieder verlassen hatte. Lahm untermauerte in dem Interview seine Ansprüche auf das Kapitänsamt. Völler hatte den 27 Jahre alten DFB-Kapitän am 18. Februar 2004 beim 2:1 in Split gegen Kroatien zum Nationalspieler gemacht.

Der Weltmeister von 1990 und Publikumsliebling sieht nun Handlungsbedarf beim Deutschen Fußball-Bund. Völler: "Ich bin nun gespannt, wie die Nationalmannschafts-Führung damit umgeht..." Ex-Nationaltorhüter Toni Schumacher (damals 1. FC Köln) wurde nach seinem Buch Anpfiff aus dem DFB-Team verbannt.

Auch der Ex-DFB-Teamchef, von 2000 bis 2004 im Amt und 2002 in Südkorea und Japan mit Deutschland Vize-Weltmeister, wurde von Lahm im Buch angegriffen. "Es wäre ein Armutszeugnis, wenn ich darauf noch groß antworten würde. Nur eines: Ein Kapitän, der sich durch eine Intrige zum Kapitän macht und anschließend Interna ausplaudert, da sage ich nur - Kompliment!", sagte Völler bei Bild ironisch.

Das umstrittene Buch beschäftigt auch schon die DFB-Spitze um Präsident Theo Zwanziger und Generalsekretär Wolfgang Niersbach. Der DFB will aber zum jetzigen Zeitpunkt keine Bewertung des Buches abgeben. "Um die Situation seriös bewerten und sorgfältig einordnen zu können, müssen unsere Entscheidungsträger erst einmal das Gesamtwerk kennen, um sich so einen kompletten Überblick über die Inhalte und Zusammenhänge zu verschaffen", sagte DFB-Mediendirektor Ralf Köttker in einer Erklärung am Mittwoch. Das Werk des Starspielers von Bayern München hat schon vor der eigentlichen Veröffentlichung enorm hohe Wellen geschlagen.

Wenig begeistert über das Buch war auch Ex-Bayern-Coach Ottmar Hitzfeld. "Ich finde das eigentlich nicht günstig, denn als aktueller Nationalspieler sollte man sich ein wenig zurückhalten. Das ist ja ein Buch, das Kritik übt an seinen Vorgesetzten. Und da fragt man sich, warum hat er die Kritik nicht früher angebracht?", fragte der Schweizer Nationalcoach bei Sky und fügte ebenso kritisch an: "Als Klinsmann da war, als van Gaal da war, hat er sich ja auch immer zurückgehalten. Und das finde ich eigentlich schade. Das ist Philipp Lahm, der eigentlich einen guten Charakter hat, nie negativ auffällt und immer moderate Interviews gibt, ein bisschen falsch beraten."

Lahm selbst wollte am Rande des Champions-League-Rückspiels der Bayern in Zürich (1:0) nichts preisgeben. "Es ist nicht der richtige Ort, sich darüber zu äußern. Wer das Buch richtig liest, merkt, dass es keine Abrechnung ist", sagte der Bayern-Kapitän. Am Mittwoch beschäftigten sich die DFB-Granden mit dem Thema Lahm-Buch, das von der Bild-Zeitung derzeit als Vorabdruck veröffentlicht wird. Erst am Montag ist das Werk im Handel erhältlich.

Am Mittwoch hatte Lahm nach seiner Abrechnung mit Ex-Trainern nun die DFB-Elf bei der EURO 2008 in Österreich und der Schweiz ins Visier genommen. In den veröffentlichten Auszügen bezeichnete er das Team als "zerstrittenen Haufen". Es habe zu viel Egoismus gegeben.

Der Bruch innerhalb der Mannschaft offenbarte sich laut Lahm bei der 1:2-Niederlage gegen Kroatien im zweiten Gruppenspiel. "Ältere Spieler scheißen junge Spieler auf dem Platz zusammen. Statt füreinander in die Bresche zu springen, zieht einer den anderen runter", schrieb Lahm. Die DFB-Elf erreichte schließlich das Finale, unterlag aber Spanien mit 0:1. Für Lahm war nach diesem Turnier absehbar, "dass diese Mannschaft frische Energien braucht." Das habe aber Bundestrainer Joachim Löw noch viel besser erkannt als er.

Am Dienstag schon hatte Lahm bei der Kritik an seinen Ex-Trainern kein Blatt vor den Mund genommen. Er griff sowohl Ex-Bundestrainer Klinsmann als auch van Gaal und Magath an.

Bayern-Ass Arjen Robben hat unterdessen die Verdienste von Ex-Bayern-Trainer Louis van Gaal gewürdigt und vertritt damit eine andere Meinung als Lahm, der in seinem Buch Kritik am Niederländer geübt hatte. "Viele Spieler, auch ich, können ihm dankbar sein. Für mich gehört er noch immer zu den besten Trainern der Welt", sagte Robben in einem Interview mit Sport Bild.

Lahm hatte den knorrigen Fußballlehrer in seinem Buch attackiert. Van Gaal habe dem FC Bayern zwar eine Spielphilosophie verpasst, "andererseits hat er sich während seiner zweiten Saison schlicht geweigert, die Mängel seiner Philosophie zur Kenntnis zu nehmen und zu beseitigen. Diese Mängel betreffen die Defensive", so Lahm, den van Gaal zum Kapitän befördert hatte.

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