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BVB: Tagebuch, Tag 1
Ein Sherry und eine Nachricht von Shinji

BVB: Tagebuch aus dem Trainingslager, Tag 1
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Das Unternehmen Deutsche Meisterschaft beginnt unter Spaniens Sonne. In Jerez bereitet sich der BVB auf die Rückrunde vor. Und RS ist natürlich hautnah dabei...

Es hätte alles so schön (und vor allem so bequem) sein können. Der Autor dieser Zeilen jedenfalls hatte sich im Geiste die ersten Berichte aus dem Trainingslager der Dortmunder Borussia bereits zurecht gelegt. Von strahlendem Sonnenschein sollte dort die Rede sein, von blauem Himmel, frühlingshaften Temperaturen, einem mondänen Luxushotel, perfekten Trainingsmöglichkeiten und einer kleinen, aber durchaus pittoresken Altstadt, in deren Gassen das mediterrane Leben nur so pulsiert. Von den feurigen Flamenco-Tänzerinnen natürlich ganz zu schweigen. Lichterketten statt Sonnenschein

Bereits beim morgendlichen Blick aus dem Fenster allerdings begann dieses Gedanken-Kartenhaus ziemlich zügig sein Fundament zu verlieren. Nichts war es nämlich mit Sonnenschein. Bewölkt, diesig und ungemütlich präsentierte sich Jerez de la Frontera an Tag eins nach der Ankunft in Andalusien. Zudem so kühl, dass die weihnachtlichen Lichterketten keineswegs unpassend erschienen. Na gut, gewöhnungsbedürftig ist es dann doch, wenn diese sich um die Zweige von Orangenbäumen oder die allgegenwärtigen Palmen winden.

Nun war es aber nun einmal so und weil die Mannschaft erst am Nachmittag eintreffen sollte – deren Hotel übrigens tatsächlich ein echter Prachtbau ist und die Trainingsmöglichkeiten sind, um der Wahrheit genüge zu tun, sicherlich auch perfekt – konnte die Zeit für einen Stadtbummel genutzt werden. Und was soll man sagen? Es sei mir verziehen, dass nun ausgerechnet die verbotene Stadt zitiert wird. „Keine Stadt“, so heißt es in einem kleinen Liedchen über Gelsenkirchen, „hat so watt, doch ich weiß nich watt.“ So ähnlich wie Gelsenkirchen?

Mit Jerez verhält es sich recht ähnlich. Jede Stadt hat irgendwatt, doch hier weiß ich echt nich watt. Klar, auch in Jerez gibt es eine Kathedrale, die aus Spanien bekannten Sträßchen und zahlreiche Kneipen. Von dem Charme des benachbarten Cadiz ist allerdings nur wenig zu spüren. Auch hat Jerez nichts von der Kreativität und Ungezwungenheit, dem coolen Understatement Barcelonas, nicht die Klasse und Weltläufigkeit Madrids, nicht das maurische Flair Granadas oder die Eleganz Sevillas.


Jammern auf hohem Niveau, mögen die Daheimgebliebenen aus der deutschen Schneelandschaft rufen, ganz falsch liegen die sicherlich auch nicht. Zumal die Sonne im Laufe des Tages tatsächlich die Wolken beiseite schob und bei 16 Grad machte dann auch Jerez einen deutlich freundlicheren Eindruck, als bei 9 Grad und dem fiesen Wind. Und so trauten sich schließlich auch die Einwohner der Stadt aus ihren Häusern und bevölkerten die zahlreichen Bars und Bodegas. Auffällig dabei übrigens: Auf kaum einem Tisch fehlten die obligatorischen Sherry-Gläser. Die einheimische Weinproduktion wird kollektiv und nicht zu knapp angekurbelt. Kein Wunder also, dass der eine oder andere Passant schon in den Mittagsstunden recht schwankend daherkam – eigentlich sind dafür ja die Touristen zuständig, wenn es denn welche gibt.

In Jerez allerdings – inzwischen dürfte dies kaum noch jemand verwundern – sind diese nur sehr vereinzelt anzutreffen, aber vielleicht verirrt sich in den kommenden Tagen ja noch der eine oder andere Dortmunder in den südlichsten Süden der iberischen Halbinsel.


Von einer anderen Halbinsel indes erhielt der Autor am Morgen einen Gruß. Der Dolmetscher Shinji Kagawas nämlich klingelte mich bereits am frühen Morgen aus dem Tiefschlaf. Ob es möglich sei, zwei RevierSport-Ausgaben vom Tage nach dem Derbysieg nach Japan zu schicken. Die Familie Shinjis sei ganz scharf darauf, ebenso eine japanische Fernsehstation. RevierSport als Exportschlager? Klar! Alles möglich, kein Problem, und sonst? Kagawa geht es wunderbar, bei der japanischen Nationalmannschaft, die dieser Tage in Katar in den Asien-Cup startet, wird ausgesprochen hart gearbeitet, aber Shinji freut sich auch schon auf seine Rückkehr nach Dortmund. Hoffentlich mit dem Pokal im Gepäck. Na dann, alles klar und bis bald!


Ach so, was machten eigentlich Kagawas Kollegen am Montag? Gute Frage. Zu Gesicht bekam man die Schwarz-Gelben nämlich nicht mehr. Nach ihrer Ankunft zogen sich die Spieler und der Rest der Reisegesellschaft ins Hotel Montecastillo in ihre Zimmer zurück, bereiteten sich wahrscheinlich mental auf die erste Trainingseinheit am Dienstagmorgen vor und legten sich die rechten Antworten auf die Fragen der nervigen Journalistenschar zurecht.

Das Resultat dieser Überlegungen gibt’s natürlich morgen an gleicher Stelle! Hasta luego!

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