Bundestrainer Joachim Löw sieht in Thomas Tuchel schon einen potenziellen Nachfolger, seit Donnerstag hat der hochgelobte Coach des Bundesliga-Zweiten FSV Mainz 05 aber erst einmal wieder mit seinen Bruchweg-Boys anstatt mit Jogis Jungs zu tun. Der Senkrechtstarter der Trainerzunft läutete einen Tag vor Silvester die Vorbereitung auf die Rückrunde ein und will sich mit seinem Überraschungsteam nicht auf den Lorbeeren der ersten Saisonhälfte ausruhen.
"Die Jungs müssen die Gier behalten", sagte Tuchel mit Blick auf die Rückserie, in der seine Schützlinge noch ein bisschen mehr leisten sollen als in der furiosen Hinrunde. "Wir wollen ein paar Dinge finden, die man noch verbessern kann. Wir wollen schauen, wo noch ein paar Prozentpunkte rauszuholen sind", erklärte der 37-Jährige, der sich bereits auf das Trainingslager vom 3. bis 7. Januar auf dem Gelände des spanischen Meisters FC Barcelona freut: "Dort findet der Hauptreiz statt."
Die Reise nach Katalonien ist für Tuchel etwas Besonderes. Schließlich schwärmt der Coach von der Philosophie des FC Barcelona und möchte soviel wie möglich davon importieren. Sollte dem Schwaben dieses Vorhaben zumindest teilweise gelingen und der FSV weiter derart erfolgreich spielen, wäre Tuchel zukünftig ein Mann für höhere Aufgaben.
So sieht es zumindest Löw, der den Mainzer Trainer und seinen Vorgänger Jürgen Klopp zuletzt als mögliche Nachfolger ins Spiel gebracht hat. "Klopp und Tuchel können auf ihre Weise auch die Nationalmannschaft führen, ganz klar. Sie haben einen roten Faden, und den verfolgen sie sehr konsequent", sagte Löw.
Dieser rote Faden wird auch die Transferpolitik der Mainzer bestimmen. Der Klub baut auf die Profis, die in der Hinrunde 33 Punkte eingefahren und mit sieben Siegen den Startrekord eingestellt haben. "Die Mannschaft hat unser Vertrauen verdient. Deshalb sind keine Winterneuzugänge geplant", sagte Manager Christian Heidel, dem trotzdem nicht langweilig wird: "Wir sind schon dabei, für den Sommer zu planen. Und wenn sich da was ergibt, das vielleicht nur jetzt geht, holen wir sofort jemanden."
Grundsätzlich will Tuchel seinen Kader verkleinern. Felix Borja und Haruna Babangida haben sich bereits vom Klub verabschiedet, zwei weitere Profis sollen noch vor dem Rückrundenauftakt am 15. Januar beim VfB Stuttgart folgen. Einer davon ist Jan Simak. "Er hat mich gebeten, nicht mehr mit in unser Trainingslager zu müssen, damit er sich einen anderen Verein suchen kann", sagte Tuchel. Simak liebäugelt offenbar mit einer Rückkehr in seine tschechische Heimat. Ein anderer Streichkandidat ist Morten Rasmussen.
Ganz anders sieht es bei den Jung-Nationalspielern Andre Schürrle und Lewis Holtby aus. Für die beiden Senkrechtstarter, die den Verein nach Saisonende verlassen werden, muss Ersatz gefunden werden. Zudem gilt es, die bis zum Sommer ausgeliehenen Christian Fuchs, Andreas Ivanschitz und Marcel Risse langfristig an den Klub zu binden.
Völlig offen ist laut Tuchel die Torhüterfrage. Zwischen Heinz Müller, der zuletzt zwischen den Pfosten stand, und Christian Wetklo sei ein "echter Konkurrenzkampf" entbrannt. Tuchel will sich erst kurz vor dem Stuttgarter Spiel entscheiden, wer im Tor steht.