Trotz der Krise von Pay-TV-Partner Sky und des zu Saisonbeginn einmal mehr drohenden Streits um die Beteiligung der Bundesliga an Einsätzen der Polizei präsentierte sich der 63 Jahre alte Jurist nach seiner einstimmigen Wiederwahl bei der Generalversammlung der 36 Profiklubs in Berlin am Mittwoch mit breiter Brust: "Ich freue mich über dieses enorme Votum. Das gibt zusätzliches Selbstvertrauen".
"Die Bundesliga darf nicht zum Spielball der Politik werden", sagte Rauball, der nach dem Rückzug von Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß bei seiner Wiederwahl keinen Gegenkandidaten hatte, unter dem Applaus der Klubvertreter. Sowohl die rigide Haltung im Zuge des Sportwetten-Monopols als auch die Forderungen der Polizei von einer Kostenbeteiligung von rund 50 Millionen Euro im Jahr bezeichnete Rauball als absurd: "Wir werden uns an den Kosten nicht beteiligen."
Kein eigener Fußball-Sender geplant
Trotz der schweren Krise des Pay-TV-Partners Sky denkt die DFL auch nicht über die Einführung eines eigenen Senders nach. "Ein eigener Sender zur Verwertung der Liverechte ist im Moment nicht in Planung", sagte Rauball. Allerdings rechnet er ab der Spielzeit 2013/14 mit einem geringeren Erlös als bisher. Derzeit zahlt Sky pro Spielzeit mehr als 200 Millionen Euro.
"Es wird schwer sein, an den letzten Vertrag mit dem Rekordergebnis heranzukommen. Wir müssen realisieren, welche finanziellen Eckdaten sich in Deutschland und auf dem Medienmarkt abspielen", sagte der Präsident von Borussia Dortmund. Sky hatte durch eine weitere Kapitalerhöhung zuletzt rund 340 Millionen Euro in die Kasse gespült bekommen.
Wolfsburgs Geschäftsführer Thomas Röttgermann brachte deshalb einen eigenen Ligakanal ins Gespräch. Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge von Rekordmeister Bayern München hatte das komplette Geschäftsmodell von Sky infrage gestellt. Der frühere Liga-Boss Wolfgang Holzhäuser rüffelte seine beiden Kollegen am Mittwoch, da der Vertrag mit Sky ja noch bis 2013 laufe und durch solche Aussagen das Verhältnis zum Pay-TV-Partner leide.
Christian Seifert (Foto: firo).
"Ich halte die Forderungen für absolut kontraproduktiv", sagte der Chef von Bayer Leverkusen. DFL-Boss Christian Seifert meinte zur Sky-Problematik: "Es besteht kein Grund, laufende Verträge infrage zu stellen. Und es macht auch überhaupt keinen Sinn, immer wieder die Einnahmen der Premier League aus dem Medienrechten als Vergleich anzuführen. Da reden wir von völlig anderen Voraussetzungen."
Verschärfung des Lizensierungsverfahrens beschlossen Mit Blick auf die Probleme bei den TV-Einnahmen beschloss der Ligaverband wegen der Schuldenlast der Vereine eine Verschärfung des Lizenzierungsverfahrens. Jeder Erstligist muss seine Schulden in der kommenden Saison um zehn Prozent verringern, jeder Zweitligist um fünf Prozent. Knapp die Hälfte der Klubs hatte in der vergangenen Saison rote Zahlen geschrieben.
Rauball und DFB-Präsident Theo Zwanziger hielten am Mittwoch flammende Reden, in denen die rigide Haltung der Politik beim Sportwetten-Monopol gerüffelt wurden. "Eine Finanzierungsmöglichkeit von drei Milliarden Euro werden durch Verbote in einer perversen Art und Weise heruntergerechnet auf rund 200.000 Euro. Das kann ich wirklich nicht begreifen. Dabei würde es Sportwetten ohne Fußball überhaupt nicht geben", sagte Zwanziger. Rauball meinte: "Wir wollen nicht, dass der Fußball als Melkkuh gesehen wird."
Franz Beckenbauer wurde zudem bei der Generalversammlung zum "Ehrenangehörigen des Ligaverbandes" ernannt. Neben Rauball wurden auch die Liga-Vizepräsidenten Peter Peters (Schalke 04) und Harald Strutz (FSV Mainz 05) in ihren Ämtern bestätigt. Vertreter der 1. Bundesliga im Vorstand sind zudem Karl Hopfner (Bayern München) und Heribert Bruchhagen (Eintracht Frankfurt). Die 2. Liga im höchsten Bundesliga-Gremium vertreten Helmut Hack (Greuther Fürth) sowie Ansgar Schwenken (VfL Bochum).
Dem neuen Aufsichtsrat gehören neben Rauball und Peters nun Heinrich Breit (SC Freiburg), Roland Kentsch (MSV Duisburg), Stephan Schippers (Borussia Mönchengladbach) sowie Erwin Staudt (VfB Stuttgart) an.