Nach dem Überraschungscoup vom vergangenen Wochenende - dem leidenschaftlich herausgespielten 2:1-Auswärtserfolg bei der TSG Hoffenheim - fokussiert sich bei der Borussia derzeit alles auf die gegen 1899 wieder einmal stark auftrumpfenden BVB-Innenverteidiger Neven Subotic und Mats Hummels.
Die beiden 20-Jährigen harmonierten perfekt gegen die starke Offensivabteilung der Gastgeber und blieben damit im 16. gemeinsamen Spiel als Innenverteidiger-Duo weiter ungeschlagen (neun Siege, sieben Remis) - eine wahrlich beeindruckende Quote für zwei so junge Spieler.
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Die Frage, welches Pärchen in der Defensivzentrale gesetzt ist, dürfte damit zumindest bis zum Winter geklärt sein. Der Leidtragende heißt Felipe Santana, der in seinen neun Saisoneinsätzen zwar nur selten enttäuschte, aber eben auch nicht in der Art brillierte, wie es Hummels derzeit im Gespann mit Subotic tut.
Doch die zurückerlangte Stabilität des BVB, der in den letzten sieben Spielen - darunter die schweren Auswärtsaufgaben Leverkusen, Bremen und Hoffenheim - ungeschlagen (vier Siege, drei Remis) blieb und nur drei Gegentreffer einstecken musste, lässt sich nicht allein mit dieser einen Personalie erklären. Es gibt nämlich noch einen Borussen, der eine beeindruckende Bilanz aufweist: Sven Bender.
Wann immer Jürgen Klopp den ebenfalls erst 20-jährigen Neuzugang aufstellte, setzte es für die Dortmunder keine Niederlage, dafür aber fünf Siege und zwei Unentschieden. „Ich mache mir darüber keine Gedanken“, hebt der bodenständige Ex-Sechziger deshalb jedoch nicht ab, auch wenn er betont: „Ich habe natürlich nichts dagegen, wenn die Serie noch weiter hält und es weiter so gut läuft.“
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Gegen Hoffenheim rückte der U19-Europameister nach einer zweiwöchigen Verletzungspause sofort zurück in die Startelf - und stellte 1899-Stratege Carlos Eduardo mit seiner für sein Alter erstaunlich ruhigen und abgeklärten Spielweise völlig kalt. „Sven hat die Fähigkeit, Löcher zu erkennen und zu stopfen. Er ist ein sehr mannschaftsdienlicher Spieler mit einem großen Radius. Darüber hinaus bleibt er im Aufbauspiel sehr ruhig“, umschreibt BVB-Sportdirektor Michael Zorc kurz und prägnant die Qualitäten des Youngsters, den er im Tausch für Rechtsverteidiger Antonio Rukavina aus München in den Ruhrpott lockte.
Der Plan, den der 47-Jährige damals mit dem Transfer verfolgte, sah allerdings zunächst nicht vor, dass Bender sofort Stammspieler werden würde. Behutsam sollte der Zwillingsbruder von Leverkusens Lars Bender aufgebaut werden, um mittelfristig eine Alternative für BVB-Kapitän Sebastian Kehl darzustellen. Aufgrund der Verletzungsmisere musste Dortmunds Coach Jürgen Klopp jedoch aus der Not eine Jugend machen - und Bender zahlt das Vertrauen bislang mit starken Leistungen zurück.
„Mich selbst zu beurteilen, ist schwierig“, redet der U20-WM-Teilnehmer nur ungern über seinen derzeitigen Stellenwert. Nüchtern bilanziert er: „Ich bin einen Schritt weiter und habe eine Entwicklung genommen. Das war auch das Ziel, als ich den Wechsel vollzogen habe. Ich habe immer gesagt, dass ich mich hier kontinuierlich weiterentwickeln möchte.“ Bisher gelang das prächtig. Aus dem Perspektiv-Transfer ist mittlerweile ein Spieler geworden, der nach einer kurzen Anlaufzeit sofort weiterhelfen kann.
Bender profitiert dabei auch von Klopps Maßnahme, das System von einem 4-4-2 mit Raute auf ein kompakteres 4-2-3-1 mit zwei „Sechsern“ umzustellen. Mit Nuri Sahin steht dem Juniorennationalspieler so ein zwar nur unwesentlich älterer, dafür aber deutlich erfahrener Spieler zur Seite.
„Nuri macht mir das Leben einfach“, bemüht sich auch Bender, den Wert des 21-Jährigen herauszustellen: „Er hilft mir enorm im Spiel und auch außerhalb reden wir viel. Ich habe in der zweiten Liga zwar schon einige Spiele gemacht, aber die Bundesliga ist schon ein anderes Pflaster. Deshalb kann ich von den erfahreneren Spielern bei uns reichlich lernen.“
Auch gegen Nürnberg wird Klopp wieder auf seinen jungen Mittelblock - Subotic, Hummels, Bender und Sahin - setzen, um die Aufholjagd auf das obere Liga-Sextett fortzusetzen. Das Erfolgsrezept aus Hoffenheim soll auch gegen den Aufsteiger zum Erfolg führen.
Dass das Team von Trainer Michael Oenning ganz anders auftreten dürfte als die offensiven Hoffenheimer, schreckt Bender nicht: „Wir wissen, wie gefährlich Nürnberg auswärts ist. Wir haben gesehen, wie sie gegen Wolfsburg gespielt haben. Aber wenn wir mit der gleichen Entschlossenheit und Leidenschaft ans Spiel gehen wie gegen Hoffenheim, können wir sie schlagen.“