Die zweite Halbzeit in Wolfsburg hat dem VfL einen mitgegeben. Gegen Dortmund waren die Bochumer einfach nur erschreckend schwach. Trotzdem stelle ich mir die Frage, wie man sich dermaßen abschlachten lassen kann.
Ich rede jetzt mal Klartext: Wenn ein Derby vor den eigenen Fans ansteht, schickst du deine Frau erstmal eine Woche in den Urlaub und denkst nur an diese eine Partie. Alles andere ist erstmal egal. Und wenn dann der Anpfiff ertönt, muss man gewillt sein, an seine Grenzen zu gehen. Das habe ich bei den Blau-Weißen jedoch überhaupt nicht gesehen.
Auf der anderen Seite war eine qualitativ besser besetzte Mannschaft aus Dortmund, die von Beginn an souverän aufgetreten ist. „Kloppo“ hat mal wieder alles aus der Truppe herausgeholt. Nach dem 0:2-Rückstand dann auch noch die Rote Karte gegen Milos Maric. Was macht der Junge denn da? Das war eine große Dummheit. Man muss zwar aggressiv sein und Emotionen zeigen, aber doch nicht zu diesem Zeitpunkt. Auf der anderen Seite war es aber auch keine Schlüsselszene. Ich hatte am Samstag das Gefühl, dass der VfL auch mit 13 Leuten auf dem Platz hätte sein können und trotzdem wäre der BVB als Sieger vom Platz gegangen.
Eine Schwächung ist es allemal. Wenn du dann plötzlich auch noch ein Spieler weniger bist, nagelt dich Dortmund fest. Das liegt aber auch an zwei Personen, die dem Spiel der Schwarz-Gelben unheimlich gut tun.
Sebastian Kehl: Ein echter Leader (Foto: firo).
Zum einen der zurückgekehrte Kapitän Sebastian Kehl, der ein ganz wichtiger Baustein in der Mannschaft ist. Er ist der Denker und Lenker, einer, der sein Team antreibt und mitreißt, in Dortmund schon so etwas wie eine kleine Ikone. Hut ab vor seinem Comeback. Der BVB kann sich glücklich schätzen, dass er wieder an Bord ist.
Dazu kommt Mohammed Zidan, der ein richtig guter Junge ist, aber auch kein Überflieger. Man muss ihm als Innenverteidiger auch mal von hinten einen mitgeben. Wenn man dazwischen haut, verliert so ein Techniker schnell die Lust. Und sein Sturmpartner Lucas Barrios hat mal wieder eine alte Regel bestätigt: Wenn ein Stürmer Ladehemmung hat, muss nur der VfL kommen, dann trifft er plötzlich wieder wie er will.
Doch wie geht‘s jetzt weiter? Die Bochumer müssen wirklich höllisch aufpassen. Vor zwei Wochen dachten noch alle an der Castroper Straße, dass sie gerettet sind. Nun fehlt in den nächsten Wochen Regisseur Maric. Ich bin gespannt, wie Heiko Herrlich das hinbiegen möchte. Egal, was er sich einfallen lässt, der VfL muss jetzt Punkte machen.
Die Dortmunder dürfen sich über ganz andere Sachen Gedanken machen, sie sind nämlich auf dem besten Weg nach Europa, auch wenn im Nacken noch Bremen und Stuttgart lauern.