Wenn man wenige finanzielle Mittel zur Verfügung hat, dann muss man cleverer sein als alle anderen. Für den FC Schalke 04 heißt dies genau hinzuschauen, weise zu urteilen und die richtigen Entscheidungen zu treffen. Der Schalker Kader ist jung und qualitativ besetzt, dennoch ist er noch nicht ganz homogen. Manager Horst Heldt und Trainer Huub Stevens bietet sich die Chance einen Kader zu basteln, der von solch hoher Qualität sein kann, wie es auf Schalke schon lange nicht mehr der Fall war. Trotz knapp bemessenem Budget.
„Qualität statt Quantität“ – Gezielt ist besser
Der gewiefte Horst brachte es auf den Punkt. Man wolle die „Kosten senken und die Qualität erhöhen.“ Die Kosten zu verkleinern hat er beeindruckend in die Wege geleitet, indem der Revierklub bereits acht Abgänge zu verzeichnen hat. Vom aufgeblähten Magath-Kader ist nicht mehr allzu viel übrig. Nun gilt es die Qualität zu erhöhen und dabei stellt sich heraus, dass das Zusammenspiel mit Huub Stevens von großer Bedeutung ist.
Ausgeglichenheit durch erlernte Routine
Wichtig wird es sein, dass gezielt für die Schwachstellen des Kaders aufgerüstet wird, wobei dabei der Schwerpunkt selbstredend auf die ersten Elf gelegt werden sollte. Schwachpunkte finden sich nun mehr auf der linken Außenbahn und im zentralen Mittelfeld. Schalke 04 wird für die kommende Saison relativ leicht auszurechnen sein, falls man Schwachstellen nicht ausmerzt. Richtig Wirbel macht lediglich Jefferson Farfan auf der rechten Offensivbahn. Über Links kam zumeist Julian Draxler. Mit guten Spielen rechtfertigte er seine Einsätze, jedoch schwankten Draxlers Leistungen auch oft. Von seiner Spielanlage her ist der 18-jährige ein perfekter Zehner und kein Linksaußen.
Deshalb bemüht sich Königsblau um ein Pendant zu Farfan, für die linke Seite. Die Knappen haben keinen einzigen echten linken Mittelfeldspieler von Klasse. Demnach tauchten immer wieder mal neue Namen auf der Position auf, bis auf den beschrieben Draxler blieben es schwache Versuche. Dort ist klarer Handlungsbedarf erkennbar.
Zweite Chance für die Abwehr
Das einstige Prunkstück der Schalker mutierte zum „Friedhof der Kuscheltiere“. Die Gegner zelebrierten den „Tanz der Teufel“ und für die Fans war der königsblaue Horror perfekt. Das hatte allerdings mehrere Gründe, die leicht nachzuvollziehen sind. Die Viererkette konnte höchst selten zwei Spiele am Stück in derselben Besetzung absolvieren. Sperren, Verletzungen oder sonstige Umstellungen raubten die Automatismen und das Vertrauen. Das Resultat ist hinlänglich bekannt – eine hohe Anzahl an Gegentoren.
Wenn Stürmer an Toren gemessen werden, dann ist es verführerisch zu sagen, dass die Abwehr an Gegentoren gemessen wird. Doch die Schalker Viererkette trägt nicht die alleinige Schuld. Das Mittelfeld ist der Fixpunkt, Qualität im Defensivverbund ist vorhanden. Und wie Horst Heldt richtig betont, braucht Königsblau keine neuen Verteidiger. Es braucht Zeit und Ruhe, mit der Routine kommt auch wieder häufiger die „Null“. Zwei Pfosten, eine Latte und ein streitbares Thema
Das schwarze Pech klebte den Schnappern am Handschuh. Solch eine Serie von Verletzungen auf der Torwartposition gibt es äußerst selten. Wie, was und wo, wurde in der Vergangenheit schon oft behandelt. Drei Torhüter spielten und so entstanden unumgänglich auch drei Meinungen. Darüber lässt es sich herrlich streiten und in den Foren der Schalker Fanszene wurde dies auch getan. Timo Hildebrand hat wohl die größten Chancen als Nummer 1 in die neue Saison zu starten. Er machte den sichersten Eindruck. Ralf Fährmann kommt gerade aus einer sehr langen und schweren Verletzung. Er wird sich mit Lars Unnerstall um den Platz auf der Bank duellieren.
Unnerstall zeigt leider noch zu große Defizite und angesichts von Champions-League-Fußball sollte man dem erfahrenen Hildebrand das Vertrauen schenken. Ob sich dann wortlos auf die Bank gesetzt wird? Wohl kaum, denn jeder der drei Torhüter hat den Anspruch die Nummer 1 zu sein. Wie gesagt, Unnerstall wird es schwer haben – eine Ausleihe zu einem ambitioniertem Zweitliga-Verein oder einem potentiellen Abstiegskandidaten des Oberhauses wäre für ihn ideal. So verliert Schalke ihn nicht, er kann spielen und auf solidem Niveau an seinen Schwächen arbeiten.
Hier und da ein wenig verbessern
Auf Schalke gilt es hier und da ein paar Schönheitskorrekturen zu machen. Das größte Übel liegt auf der linken Offensivbahn. Was sicherlich auch von Vorteil wäre, dass wäre Konkurrenz für Klaas-Jan Huntelaar und somit ein adäquater Ersatz, falls dieser sich mal verletzen sollte. Was wäre, wenn Huntelaar mal wochenlang ausfällt? Teemu Pukki oder Ciprian Marica kommen ‚noch‘ nicht bzw. nicht an seine Klasse heran, da ist der Abstand zu groß.
Wobei man bei Pukki etwas relativieren sollte, er ist noch jung und startet erst in seine zweite Saison auf dem Berger Feld. Was Horst Heldt und Huub Stevens auch anpacken werden, hoffen wir, dass sie ein goldenes und vor allem königsblaues Händchen haben. Glück auf, aus Gelsenkirchen…