Lothar Kobluhn gelang in der Bundesliga-Saison 1970/71 etwas, was bis heute einzigartig ist. Er erzielte 24 Tore für seinen Verein Rot-Weiß Oberhausen und krönte sich damit zum Torschützenkönig. Doch was war das Besondere daran?
Dass er mehr Tore schoss als der größte deutsche Stürmer aller Zeiten, Gerd Müller? Das schafften zwar nicht viele vor ihm, den "Bomber der Nation" zumindest für eine Saison zu überflügeln, doch das war nicht das Einzigartige. Kobluhn gewann als Defensivspieler die Torjägerkanone - das gelang bis heute keinem anderen Verteidiger.
Wegen der Verwerfungen durch den Bundesliga-Skandal, als es den Klubs Rot-Weiß Oberhausen und Arminia Bielefeld aufgrund manipulierter Punktspiele gelang, in der 1. Bundesliga zu verbleiben, verlieh der "Kicker" die Torjägerkanone zunächst nicht. 36 Jahre später, Ende Oktober 2007, folgte beim Sportmagazin aber die Kehrtwende. Die Kanone wurde ihm schließlich anlässlich seines 65. Geburtstags am 12. April 2008 überreicht.
Kobluhn, der von 1963 bis 1974 317 Pflichtspiele für RWO bestritt, verewigte sich in der selben Spielzeit noch auf eine andere Weise in den Geschichtsbüchern: Im Oktober 1970 sah der kopfballstarke Verteidiger bei einer 1:4-Niederlage gegen Kaiserslautern als erster Spieler die damals neu eingeführte rote Karte.
Aufnahme in die RWO-Jahrhundertelf
Nach seiner persönlich erfolgreichsten Spielzeit lagen Kobluhn offenbar mehrere attraktive Angebote vor, unter anderem von dem niederländischen Top-Klub PSV Eindhoven. Aber der gebürtige Oberhausener verlängerte bei RWO um drei Jahre. 1973/74 hatte er noch einmal eine starke Saison in der Regionalliga-West. Seine 25 Tore in 33 Spielen halfen zur Erringung der Vizemeisterschaft. Insgesamt erzielte Kobluhn für die Kleeblätter 94 Tore, davon 36 in 107 Bundesligapartien. 2004 wurde er in die Jahrhundert-Elf von Rot-Weiß Oberhausen aufgenommen.
Nach seiner Zeit bei Rot-Weiß wechselte er 1974 für 50.000 Mark Transfergebühr zum Zweitligisten SG Wattenscheid 09, bei der er nach zwei weiteren Knieoperationen seine Karriere 1976 beendete. Er starb am 21. Januar 2019 im Alter von 75 Jahren. Vom "Kicker" wurde Kobluhn nach seinem Tod wie folgt beschrieben: "Er war ein Kraftpaket von rund 90 Kilogramm, ein Anführer."