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Gastkommentar
Über Jogi und Magaths Robocops

Gastkommenar: Arnd Zeigler über Magaths Robocops

TV-Moderator und Buch-Autor Arnd Zeigler wundert sich über das Leistungsprinzip bei der Nationalelf und staunt über Felix Magaths vollautomatisierte Robocops.

Es kommt vor, manchmal, dass ich als „Fußballexperte“ bezeichnet werde. Sicher, einerseits ist das schmeichelhaft, aber andererseits: Udo Lattek, Thorsten Legat und Lothar Matthäus – sind das dann alles Kollegen von mir? Nö.


Aus einem ganz einfachen Grund: Ich habe bei Licht betrachtet keine Ahnung von Fußball. Denn dafür begreife ich viel zu selten das, was in Deutschlands Fußballszene vor sich geht. Nehmen wir den Schiriskandal. Dass sich Amerell und Kempter gegenseitig versenken und jeder dabei zuschauen darf – geschenkt. Anno 2010 darf man live im TV bei Busen-OPs und Darmspiegelungen zusehen, weshalb also nicht auch bei so etwas? Überraschend ist nur, dass es der DFB schafft, sich leichtfüßig auf Augenhöhe zu Kempter und Amerell zu begeben. Und wo wir gerade beim DFB sind: Auch die Nationalelf kapiere ich nicht mehr. Wir haben einen Bundestrainer, der so oft vom Leistungsprinzip schwadroniert wie keiner seiner Vorgänger. Und der es dennoch schafft, seinen Kader zu einer blutarm wirkenden Interessengemeinschaft zusammenzuschwurbeln, bei der es so wenig wie nie zuvor um aktuell gezeigte Leistungen zu gehen scheint.

Aktuell darf z.B. Miro Klose wohl notfalls noch bis weit nach Karriereende für unsere Nationalelf spielen wie ein Erdmännchen. Dafür würden Kuranyi und Kießling vermutlich auch mit je 50 Saisontoren nur zu Kurzeinsätzen kommen. René Adler wird ohne erkennbare Notwendigkeit zur „vorläufig endgültigen Nummer 1“ gekürt, was immer das auch sein mag. Torsten Frings wird ebenfalls ohne erkennbaren Grund als einziger Profi aus Leistungsgründen ausgebootet, weil wir ja Hitzlsperger haben, der es leider auch bei Lazio Rom nur bis auf die Ersatzbank schafft. Und wenn nicht Hitzlsperger, dann wenigstens den von mir sehr geschätzten Simon Rolfes, aber der hat ja einen Knorpelschaden. Und wenn schon nicht mit Hitzlsperger und Rolfes, dann Khedira mit seiner geballten Erfahrung aus zwei Freundschaftsländerspielen.

Auch von der Liga habe ich keinen Schimmer, wenn ich ehrlich bin. Ich habe sowohl die Entlassung von Marcel Koller als auch die von Markus Babbel hochgradig unfair gefunden. Beide Entscheidungen waren Volltreffer. Und in meiner Tipprunde habe ich es seit diesem Wochenende aufgegeben, gegen Schalke zu tippen. Ich habe großen Respekt vor Felix Magaths Elf, hielt es aber über Monate für wahrscheinlich, dass sie mit ihrem spaßbefreitem Fußball einbrechen muss. Inzwischen weiß ich es besser: Die gewinnen IMMER, egal wie der Fußball aussehen mag, den die Mannschaft anbietet. Entfernt erinnert das an vollautomatisierte Robocops, und wenn Magath mal unglücklich hinfällt, scheppern wahrscheinlich Drähte, Kontakte, Mikrochips und kleine Sicherungen aus seinen Körperöffungen.

Möge es ihm erspart bleiben. Glückauf!

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