Dabei stellten sich die Kufenflitzer aus dem Ruhrgebiet bei den Bayern gar nicht mal schlecht an: „Es war ein gutes Play-off-Spiel, in dem wir den frühen 0:2-Rückstand nicht mehr korrigieren konnten. Vier Pfostenschüsse, zwölf Torschüsse in Überzahl – die Mannschaft hat alles versucht und alles gegeben“, attestierte Interimscoach Shannon McNevan. Und dennoch -plötzlich ist alles anders. Dominierte der große Favorit die Hauptrunde noch nach Belieben, ist den Verantwortlichen auf einmal der Schreck in die Glieder gefahren. Nicht etwa wegen des verpassten „Sweeps“ in Runde eins, der sich nunmehr erledigt hat. Nicht etwa, weil Klostersee droht, über sich hinauszuwachsen. Sondern? „Weil wir uns verzockt haben“, räumt HEV-Geschäftsführer Matthias Roos ein. Die Herner haben alles auf Sieg gesetzt - und zumindest die Begegnung erstmal verloren.
Das Team von Interimstrainer Shannon McNevan geht auf dem Zahnfleisch. Ganze zwölf Feldspieler machten sich daher am Dienstag auf die Reise nach Grafing. Unter anderem die angeschlagenen Dennis Fischbuch und Michael Hengen. Doch der erhoffte Qualitätszuwachs entpuppte sich eben nicht als Garantie für ein frühzeitiges Weiterkommen, das den Gästen immerhin neun Tage zur Regeneration gebracht hätte. Über die zusätzlichen Einnahmen durch das Heimspiel am Freitag mag sich am Gysenberg daher so recht niemand freuen. Denn das Zutrauen in die eigene Stärke, die Überzeuzung, Klostersee selbst mit einem Minikader eben aus dem Weg zu räumen, ist schwer angekratzt. „Aus dem großen Favoriten ist – ich will nicht von einem Außenseiter sprechen – aber wir sind schwer angeschlagen...“, bekennt Roos.
Dass der ein oder andere Rekonvaleszent kurzfristig noch Grünes Licht gibt, davon sei nicht auszugehen. „ Wir müssen davon ausgehen, dass wir mit zehn plus X Feldspielern antreten Und mit weniger als 13 Mann kann man das nicht durchziehen, vor allem nicht in den Play-offs. Dazu ist die Liga zu eng und irgendwann geht es nicht mehr, dann ist man einfach platt“, berichtet der Funktionär.
Selbst für den Fall, dass der HEV am Freitag alles klar machen sollte, drohe dann eben im Halbfinale der Einbruch. Auch bei den wenigen Spielern, die derzeit voll im Saft stehen, droht durch die intensive Belastung eben irgendwann ein Kräfteverschleiß. Um weitere Rückschläge zu verhindern, weiß Roos, dass es quasi keine Alternative gibt: „Wir müssen irgendwie gewinnen.“ Damit hätte sich der Hauptrundengewinner wenigstens sechs freie Tage erarbeitet, die er in dieser Saison noch nie so nötig hatte, wie jetzt.