Im vierten Anlauf will es der JC66 Bottrop nun endlich schaffen. Der lange ersehnte Aufstieg in die 1. Judo-Bundesliga ist am kommenden Samstag das große Ziel. Äußerst konzentriert bereiten sich die Kämpfer um Trainer Frank Urban auf den entscheidenden Relegationskampftag in der Bottroper Berufsschul-Sporthalle vor.
Wollen endlich ins Judo-Oberhaus: JC66 Bottrop (Foto: Wesselborg)
Zu groß war die Enttäuschung, die auch noch knapp 12 Monate nach der hauchdünnen Niederlage bei der letzten Aufstiegsrunde in der Stimme des umtriebigen Team-Managers Volker Tapper mitschwingt: „So etwas wie im letzten Jahr möchte ich nicht noch einmal erleben. Wir wollen in diesem Jahr alles richtig machen. Noch nie war die Vorbereitung auf den Kampftag derart konzentiert und generalstabsmäßig geplant“, stellt der judoverrückte Bottroper klar.
Verraten, mit welchem Team der JC66 den Aufstieg perfekt machen will, möchte der 39-jährige hingegen noch nicht einmal im Ansatz. Aus taktisch strategischen Gründen lässt sich keiner der vier Aufstiegs-Aspiranten im Vorfeld gerne in die Karten gucken. „Die Gefahr, dass sich einer unserer Gegner auf eine zu früh vermeldete Neuverpflichtung noch einstellen kann, ist einfach zu groß. Ich kann aber jetzt bereits ankündigen, dass wir mit einer großen Überraschung aufwarten und drei weitere Hochkaräter am Samstag in der Halle haben werden.“
Welche vier ausländischen Stars werden Bottrop am Samstag verstärken? (Collage:RS)
Die Spannung in den Tagen vor dem offiziellen Wettkampf ist das Besondere am Judo-Leistungssport. Erst an der Waage eine gute Stunde vor dem Start der Kämpfe entscheidet sich, wer tatsächlich auf die Matte gehen könnte. Zu häufig haben die Bottroper in der Vergangenheit die Erwartungen vor wichtigen Turnieren zu hoch geschraubt und große Namen in der Öffentlichkeit zu früh kolportiert. „Wenn der RevierSport recherchieren kann, wer am Samstag für uns antritt, sage ich ‚Hut ab’. Aber aus unserem Umfeld wird kein Name in die Öffentlichkeit dringen“, lacht der erfahrene Träger des 1. Dan, der seit 1978 den Judogürtel in Bottrop schnürt.
Wie ernst es der Judo-Club von der Hans-Böckler-Straße meint, verdeutlichen die heißen Gerüchte um einen internationalen Top-Star. Mit gebündelten Kräften der Bottroper Judo-Szene, ihren guten Kontakten ins Ausland und im Schulterschluss mit Partnern und Sponsoren soll ein absoluter Überraschungs-Coup gelungen sein. Wird tatsächlich ein ausländischer Weltstar eingeflogen? Hauptsponsor ELE lässt sich auf Nachfrage nichts entlocken: „Bottrop will den Aufstieg und die Wahrscheinlichkeit dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen, ist so groß wie nie“, orakelt Pressesprecher Peter Efing vom regionalen Energieversorger in Gelsenkirchen.
Der 66-Kilo-Albaner Kushtrim Gashi (blau) könnte eine Bottroper Neuverpflichtung sein. (Foto: Wesselborg)
In der Analyse der letzten Jahre scheint vor allem im Schwergewicht und der darunter liegenden Klasse bis 81 kg eine Verstärkung für den JC66 angezeigt zu sein. Die Liste der möglichen Kämpfer, die mit den Bottropern in Verbindung gebracht werden könnten, scheint überschaubar. Angeführt wird die „Matten-Scharade“ von den üblichen nordafrikanischen Kraftpaketen: Schwergewicht Islam EL Shehaby aus Ägypten, aktuelle Nr. 13 der Weltrangliste und 2006 bereits auf der Liste der Bottroper, käme ebenso in Betracht wie sein 90-Kilo-Landsmann Hisham Mesbah, der sowohl bei den letzten Olympischen Spielen als auch bei der letzten WM die Bronzemedaille gewann.
Denkbar wäre auch die tunesische Nr. 7 der Weltrangliste Anis Chedly - kämpft er doch in Rom für den gleichen italienischen Club wie der für Bottrop bis 81 kg startberechtigte Antonio Ciano. Gerade die Berechtigung von Zweitstartern treibt die Spannung vor dem Judo-Highlight des Jahres in die Höhe. Auch die Namen der bereits 2007 für Bottrop in der Relegation aktiven Micha Egger (bis 81 kg) aus der Schweiz und Kushtrim Gashi (bis 66 kg) aus Albanien werden gehandelt. Letzterer unterstützte das Team auch im Vorjahr und war einer der wenigen Lichtblicke. „Ja, Kushtrim wusste 2008 zu überzeugen. Ich hab allerdings überhaupt keine Ahnung, ob er auch am Samstag dabei ist“, zuckt Tapper lächelnd mit den Schultern.
Spannende und hochklassige Kämpfe sind am Samstag in jedem Fall garantiert. (Foto Wesselborg)
Ab 13:30 Uhr am Samstagnachmittag werden nicht nur interessierte Judo-Fans sondern auch die gespannten Gegner aus Mönchengladbach, Braunschweig und Spremberg Gewissheit haben. Bis dahin setzt im sicheren Gefühl das zuletzt Unmögliche endlich möglich zu machen offenbar ganz Bottrop das Pokerface auf. Ein zweiter Bundesligist im Leistungssport neben den RWE Volleys Bottrop würde der aufstrebenden Sportstadt in jedem Fall gut zu Gesicht stehen.