Das Duell zwischen den Regionalliga-Neulingen Viktoria Köln und FC Kray würde ein Aufsteigerduell werden, wie es ungleicher kaum sein könnte. Auf der einen Seite die Kölner, mit dem wohl größten Etat der Regionalliga ausgestattet und Mitfavorit auf die Meisterschaft. Auf der anderen Seite die Essener, der Etat-Zwerg der Liga und auch sportlich nur an guten Tagen konkurrenzfähig. Die Kölner mit Neuzugängen mit Bundesliga-Format. Die Krayer mit Neuzugängen aus dem Amateurfußball, bis hinunter in die Kreisliga.
Am Samstag, nach einem ebenso standesgemäßen wie leistungsgerechten 6:1 (3:0) für Viktoria Köln, hatte sich der Eindruck bestätigt: Es ist nicht unwahrscheinlich, dass beide Mannschaften in der nächsten Saison nicht mehr in der Regionalliga antreten werden.
„Wir waren die ersten 20 Minuten mindestens gleichwertig, hätten in Führung gehen können“, trauerte Kevin Barra, einer der besseren Krayer vor 542 Zuschauern im spärlich besetzten Sportpark Höhenberg, den vergebenen Chancen hinterher, schob jedoch hinterher: „Alles andere als eine Niederlage wäre eine Sensation gewesen.“ Und sein Trainer Dirk Wißel ergänzte in seiner unnachahmlichen Art: „Wenn wir über 90 Minuten an unsere Leistungsgrenze gegangen wären, die Viktoria zehn Verletzte gehabt und vier Rote Karten gesehen hätte, dann hätten wir eine Chance gehabt. “ Das alles geschah am Samstag nicht.
Denn die Geschichte dieses Spiels schrieben nicht die Gäste, sondern die Gastgeber. Aziz Bouhaddouz freute sich: „Wir haben nach dem 1:0 hervorragend gespielt und schön kombiniert.“ Zudem fand er lobende Worte für den neben ihm auffälligsten Kölner Akteur: „Albert Streit ist ein toller Fußballer, ich bin froh, dass er da ist. Wir haben jetzt einige Spieler in unseren Reihen, die die richtigen Pässe spielen können.“
Trotzdem wurde klar: Der FC Kray ist im Kampf um den Relegationsplatz kein Gradmesser, weshalb auch nach einem Kantersieg zum Rückrundenauftakt bei dem von Unruhen geplagten Verein vorerst noch keine Ruhe einkehren wird. Auch wenn der neue Trainer Ralf Aussem, der den unter der Woche aufgrund einer psychischen Erkrankung zurückgetretenen Wolfgang Jerat im Amt beerbt, genau diese vermittelt. Mit fast schon stoischer Gelassenheit erklärte er auf der Pressekonferenz, der Erfolg wäre ein Pflichtsieg gewesen, für den es trotz sechs Toren auch nur drei Punkte gebe. Und zur Kulisse, die um zig tausend Fans kleiner war als vor dreißig Jahren, zu seiner aktiven Zeit als Viktoria-Spieler: „Es hätte mich gewundert, wenn die alle noch immer da wären.“