2:2 gegen Bochum II – 90 Minuten, die mehr Fragen aufwarfen als sie beantworteten. Allein mit der Wutrede des Aufsichtsratsmitglieds Claus-Werner Genge, der nach der desolaten ersten Halbzeit in die Kabine gestürmt war, lässt sich die Leistungssteigerung in Durchgang zwei kaum erklären. Auch das Trainerteam kann letztlich nur mit den Schultern zucken: „Wir waren in den ersten 30 Minuten nicht nur nicht auf dem Platz. Wir waren noch nicht mal im Stadion“, bekennt Ralf Aussem „Und die zweite Halbzeit war kämpferisch vielleicht eine der besten der Saison. Die erste halbe Stunde kann ich mir nicht erklären“, ergänzt Uwe Erkenbrecher.
Dass allein die barsche Ansprache den Spielern Beine gemacht haben soll, das wollen aber beide nicht gelten lassen: „Die Jungs waren doch selbst sauer und wollten nach sieben Minuten schon wieder raus“, berichtet Erkenbrecher. Das psychologische Moment, das die Partie zum Kippen brachte, lässt sich ohnehin nicht mehr zweifelsfrei zurückverfolgen. Doch solange es läuft, interessiert die Frage nicht.
Warum also nicht einfach das Positive mitnehmen? „Manchmal sind es die negativen Dinge, die zusammenschweißen“, weiß Erkenbrecher. „Aber dass eine Menge an psychologischer und sportlicher Verunsicherung zusammenkommt, ist ja offensichtlich.“ Nach dem schwachen Gladbach-Spiel ließe sich eine erste Halbzeit wie die gegen Bochum nicht anders begründen. „Die Mannschaft braucht einfach die bedingungslose Unterstützung“, schlussfolgert der Ex-Werder-Profi.
Uwe Erkenbrecher (links) und Ralf Aussem (Foto: mmb).
Positive Stimmung ist also die Losung in der Adventszeit. Das Restprogramm bis zur Winterpause ist auch so schon unfreundlich genug: Es geht nur noch gegen Zweite Mannschaften. Und bis auf Kaiserlslauterns Reserve ist den Essenern noch gegen keine „Zweite“ ein Dreier gelungen. Daher weiß Aussem, was am Samstag in Mainz auf sein Team zukommt: „Die sind komplett auf Konter angelegt, wenn wir das 1:0 machen, bekommen sie also ein Problem. Doch das Team ist sehr griffig und spielstark, da muss man gehörigen Respekt vor haben, die fegen wir sicher nicht so einfach weg. Eigentlich hätte ich sogar gesagt, dass das die beste Zweitvertretung der Liga ist.“ Doch dann kam Bochum.
Vieles wird auch am Samstag wieder von Sascha Mölders abhängen. Zwei Doppelpacks in den letzten beiden Partien belegen RWEs größte Qualität und Sorge zugleich. Ohne den Knipser geht offensiv einfach zu wenig. Nicht auszudenken, wo der Klub ohne Mölders stünde. Das Prädikat „unverkäuflich“ bekommt der Stürmer dennoch nicht verliehen. „Sportlich auf jeden Fall, aber es gibt ja noch andere Aspekte“, bekennt Aussem. Angesichts der wirtschaftlichen Verhältnisse ist selbst Mölders nicht unantastbar.