Nur knapp unterlag die SG Wattenscheid am Wochenende im Derby bei der Spielvereinigung Erkenschwick (2:3) und verpasste damit den vierten Sieg in Serie. Dennoch ließ sich erneut feststellen: Der Traditionsklub hat unter Trainer Engin Yavuzaslan nach der Winterpause zu neuer Stärke gefunden und bewiesen, sogar die Spitzengruppe in der Oberliga Westfalen vor eine schwere Aufgabe stellen zu können.
Zu einem großen Teil dafür mitverantwortlich sind die Neuzugänge. Einer von ihnen ist Stürmer David Loheider. Der 33-Jährige hat Felix Casalino inzwischen aus der Stammelf verdrängt und kommt seit seiner SGW-Rückkehr schon auf drei Saisontreffer. Auffällig: Bei seinem Torjubel führt ihn sein Weg immer direkt zur Fankurve, der er sich dann mit den Händen an der Hüfte und einer breiten Brust stolz präsentiert. Seine Beziehung zu den Anhängern bewies er auch nach dem Spiel bei den „Schwickern“, als er jeden Mitgereisten am Zaun einzeln abklatschte und seinen persönlichen Dank für die Unterstützung aussprach.
"Das ist so meine Art. Die Wattenscheider Kulisse ist immer top. Die Fans sind bombastisch - egal ob zuhause oder auswärts. In Erkenschwick haben sie uns von der ersten Sekunde an angepeitscht“, lobte er den Support und erzählte: „Leider ist es uns nicht gelungen, ihnen den Derbysieg zu schenken. Trotzdem halten wir die Köpfe oben und richten den Blick, positiv gestimmt, auf die nächsten Aufgaben.“
Loheider und die SGW - nach 20 Jahren wieder vereint
Für Loheider, der gebürtig aus dem Kreis Recklinghausen stammt, die ersten Schritte auf den Fußballplätzen in Oer-Erkenschwick gegangen ist und seine Karriere als Bambini bei der Spielvereinigung startete, war das Duell etwas ganz Besonderes. Im Stimberg-Stadion, der Spielstätte seines Heimatklubs, einzulaufen - darauf musste er fast seine ganze Karriere lang warten.
"Ich habe in Erkenschwick angefangen Fußball zu spielen. Deswegen war es für mich schon speziell. Ich musste mich 33 Jahre lang gedulden, um endlich mal im Stimberg-Stadion aufzulaufen. In der Jugend durften wir immer nur zugucken im Stadion. Dass ich bei meinem verspäteten Debüt auf diesem Rasen dann noch ein Tor erzielen durfte, war ein wunderschönes Gefühl. Natürlich wurde das aber ein bisschen gedrückt durch die Niederlage.“
Auch für seinen aktuellen Verein, die SGW, kickte Loheider bereits im Kindesalter. Zwischen 2003 und 2004 streifte er das schwarz-weiße Dress über. Im Anschluss erfolgte der Sprung in die Schalker Knappenschmiede. Exakt 20 Jahre später kehrte er in der vergangenen Transferphase nach Wattenscheid zurück und will nun dabei mithelfen, einen seiner Jugendklubs bestenfalls vor dem Abstieg zu retten. Eine runde Geschichte:
„Wattenscheid ist ein großer Traditionsverein. Ich bin ein Kind der 90er-Jahre. Damals war die SGW ein Bundesliga-Mitglied. Dieses Trikot nochmal tragen zu dürfen, ist natürlich eine tolle Sache. Sogar bei unseren Spielen unter der Woche kommen rund 800 Fans ins Lohrheidestadion. Daran sieht man, was dieser Verein immer noch für eine Strahlkraft besitzt und welche Möglichkeiten man hier hat.“
Die Heimserie soll auch gegen Siegen nicht reißen
Zuletzt konnte "Nullneun" drei Heimsiege in Folge einfahren, hat sich somit das Selbstbewusstsein im eigenen Stadion zurückgeholt und zumindest schon mal aus der Abstiegszone befreien können. Am kommenden Sonntag sind die Sportfreunde Siegen (Tabellenneunter) zu Gast an der Lohrheidestraße (24.03., 15:00 Uhr).
Loheider erwarte zwar „kein einfaches Spiel“, will den nächsten Dreier mit der Heimkulisse im Rücken aber um jeden Preis einsacken: „Ich befürchte, dass es eine kampfbetonte Partie wird. Siegen wird auch über die Physis kommen. In unserer aktuellen Form und mit zuletzt drei Heimsiegen im Gepäck, brauchen wir uns aber vor keinem Gegner zu verstecken. Wir wollen das Stadion wieder zur Festung machen. Dementsprechend will ich am Sonntag auf jeden Fall wieder gewinnen.“