Dennoch ist die Vorfreude auf die neue Saison groß. Schuld daran hat die deutsche U17-Nationalmannschaft, die mit berauschenden Leistungen bei der Weltmeisterschaft in Mexiko auf den dritten Platz stürmte.
Besonders bemerkenswert ist, dass zahlreiche Leistungsträger aus dem Multikulti-Team von Steffen Freund aus dem Westen stammen. Die Dortmunder Koray Günter und Marvin Ducksch zählten ebenso zum Stamm wie die Schalker Kaan Ayhan und Noah Korczkowski, Bielefelds Nico Perrey, Kölns Mitchell Weiser und die Leverkusener Torjäger Samed Yesil und Okan Aydin.
Die Kehrseite der Medaille: Diese Talente, die in ihren Klubs entscheidende Rollen spielen werden, dürften einige Zeit der Musik hinterherlaufen. Obwohl sie ohnehin keinen besonders langen Urlaub hatten, konnten sie nur mit einiger Verspätung in die Vorbereitung bei ihren Vereinen einsteigen. Dass sie gleich zum Start in Topform sein werden und diese bis zum Ende der Hinserie konservieren können, erscheint eher unwahrscheinlich.
Aber es gibt ja noch genug andere außerordentliche Akteure, und das liegt auch an ihren vorherigen Stationen. Die Verpflichtung von Jungspunden konzentriert sich nicht mehr auf die eigene Region, ja teilweise noch nicht einmal mehr auf den eigenen Kontinent. Dass Schalke Sascha Walter aus Stuttgart für drei Jahre verpflichtet, der beim VfB keine entsprechende Perspektive sah, ist legitim. Auch Henning Tholens Wechsel von Fortuna Sittard aus den Niederlanden nach Mönchengladbach hat keinen faden Beigeschmack, zumal kaum 70 Kilometer zwischen beiden Städten liegen.
Interessanter ist da schon die Geschichte von Danny Radke, den es von Erzgebirge Aue zu Preußen Münster zog. Der SCP ist bereits der neunte Verein des gebürtigen Herteners. Schon im Alter von 13 Jahren wurde er aus seinem gewohnten Umfeld gerissen und an Austria Wien verschachert. Nun landete er über die Stationen Chievo Verona, Dynamo Dresden, RWO und eben Aue in Münster. Als Außenstehender fragt man sich, ob diese Odyssee in jungen Jahren nötig ist und wem das nützt.
Ähnliches gilt für die „Ungarn-Connection“. Seit kurzem vermittelt ein Spielerberater talentierte Magyaren mit einigem Erfolg nach Deutschland. Dabei richtete er sich zunächst gezielt an kleinere Vereine, die für günstige Verstärkungen aus Osteuropa empfänglich waren und die vor diesem Hintergrund auch der Sprachproblematik keine allzu große Bedeutung beimaßen. So landete Bence Szenes über die Stationen Wattenscheid U17 und Rot-Weiss Essen U17 mittlerweile bei Borussia Mönchengladbach. Wuppertal verstärkte sich mit Szabolcs Sorecz, der zuvor in der U17 von RWE kickte, sowie mit Roland Szabo von Vasas Budapest.
Sollte das Experiment von Erfolg gekrönt sein, stehen schon weitere Ungarn in den Startlöchern. Wie sich die Jugendlichen in der ungewohnten Umgebung zurechtfinden und was das für ihre schulische Laufbahn bedeutet, scheint zweitrangig zu sein – der Fußball ist doch schließlich international.
Nicht ganz so drastisch ist der Fal von Fortuna Düsseldorfs Neuzugang Christopher Tatsuki Kinjo. Der Japaner von der Fukushima Academy wendete sich bereits vor einem Jahr an den Japan-Beauftragten der Fortuna und wurde nun nach dem zweiten Probetraining verpflichtet. Immerhin sollte die Integration kein Problem sein: Der Jungspund spricht bereits ein paar Brocken Deutsch, findet in Kensuke Tada einen Landsmann in seiner Mannschaft vor und lebt künftig in der Stadt mit der größten japanischen Gemeinde Deutschlands. Und doch fragt man sich, ob die internationalen Transfers tatsächlich schon im Nachwuchsbereich eingefädelt werden müssen.