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Nach Patzer gegen Griechenland - Nagelsmann über Neuer

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Manuel Neuer bleibt die Nummer 1.
Manuel Neuer bleibt die Nummer 1. Foto: firo
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Nach dem erneuten Patzer des Torhüters gegen Griechenland spricht Fußball-Deutschland über die T-Frage. Bundestrainer mit Klartext.

Es war schon spät, als Manuel Neuer am Freitagabend den Borussia-Park von Mönchengladbach verließ. Der Torhüter der deutschen Fußball-Nationalmannschaft schrieb noch ein paar Autogramme und verschwand dann im Mannschaftsbus, ohne bei den wartenden Journalisten anzuhalten.

Neuer wollte schnell nach Hause, um die letzten zwei freien Tage vor der am kommenden Freitag beginnenden Heim-EM zu genießen. Und er hatte wenig Lust, über seinen Fehler beim 2:1 (0:1)-Sieg gegen Griechenland zu sprechen, über den nun aber ganz Fußball-Deutschland spricht.

„Es gehören immer mehrere dazu. Aber ich schaue auf mich. Ich hätte den Ball besser wegbringen müssen“, sagte Neuer unmittelbar nach der Generalprobe gegen die Griechen bei RTL über den Rückstand zum 0:1. Neuer hatte einen harmlosen Schuss des Düsseldorfers Christos Tzolis nach vorne abprallen lassen. Giorgos Masouras spekulierte richtig und staubte ab (34.).

Womöglich hatte der Grieche die Szene des Champions-League-Halbfinalrückspiels des FC Bayern München bei Real Madrid im Kopf. Es war wie eine Kopie des späten 1:1, als Neuer einen etwas schärferen Schuss von Vinicius Junior aus ähnlicher Distanz nicht festhalten konnte und Joselu den Ausgleich machte.

Ich kann die Sinnhafigkeit der Diskussion auch nicht nachvollziehen. Wir werden nicht an der Torwartfrage herumdoktorn.

Julian Nagelsmann

Wie schon in Madrid hatte Neuer zuvor aber auch seine andere Seite gezeigt. Die Seite des fünfmaligen Welttorhüters. Mit einer Weltklasse-Doppelparade gegen Tzolis (7.) beseitigte Neuer in nur einer Szene zunächst alle Zweifel an seiner EM-Form – um sie in der nächsten Szene wieder umso mehr zu verstärken. Schon beim 0:0 am Montagabend gegen die Ukraine hatte Neuer mit einem Aussetzer kurz vor Schluss die Diskussion neu entfacht, ob Barcelonas Marc-André ter Stegen nicht doch die bessere Entscheidung im deutschen EM-Tor für die Heim-EM gewesen wäre.

Für Julian Nagelsmann gibt es diese Diskussion allerdings nicht. Der Bundestrainer beendete die Debatte mit seinen eigenen Worten. „Ich lasse keine Diskussion aufkommen“, sagte Nagelsmann auf die Frage nach Neuer. „Ich kann die Sinnhafigkeit der Diskussion auch nicht nachvollziehen. Wir werden nicht an der Torwartfrage herumdoktorn“, stellte Nagelsmann klar und suchte die Ursachen für Neuers Patzer woanders. „Wir machen dreimal vorher den Fehler.“

Jonathan Tah hatte zunächst den in Bedrängnis stehenden Jamal Musiala angespielt, dem die Ballverarbeitung missglückte. Anschließend agierte Antonio Rüdiger zu zögerlich gegen Tzolis. Eine Kette von Fehlern, wie es sie in der ersten Halbzeit viel zu viele gab. Nagelsmann war sichtbar unzufrieden mit dem Spielvortrag seiner Mannschaft. „Die Ballverlustrate war zu hoch“, sagte der Nationalcoach.

Dass die EM-Generalprobe am Ende glückte, hatte vor allem mit Pascal Groß zu tun, der mit seinem wunderschönen Schuss eine Minute vor Schluss den Siegtreffer erzielte. Aber auch Neuer hatte seinen Anteil am Erfolg. In der zweiten Halbzeit rettete er erneut gegen Tzolis. Trotzdem überwogen nach dem Spiel die Zweifel. Wobei Siegtorschütze Groß diese nicht verstehen kannn. „Manu ist ein unfassbar guter Torwart. Ich habe ihn jetzt das zweite Mal live im Training gesehen und bin begeistert, wie gut er ist. Das habe ich so in meiner Karriere noch nicht erlebt“, schwärmte Groß.

Pascal Groß und Joshua Kimmich schwärmen von Neuer

Vereinskollege Joshua Kimmich hatte die Bedeutung von Neuer für die Mannschaft schon vorher unterstrichen. „Es gibt einem ein sehr gutes Gefühl, so einen Torwart hinter dir zu haben“, sagte der Rechtsverteidiger, der sich gegen Griechenland mit seinen Abwehrkollegen aber viel zu häufig auf Neuer verlassen musste. Hätten die Griechen ihre zahlreichen Konterchancen besser ausgespielt, wäre eine Niederlage durchaus realistisch gewesen. Dann wäre rund DFB-Team nicht nur über Neuer diskutiert worden.

Neuer warnte daher eine Woche vor dem EM-Auftakt in seinem Münchner Heim-Stadion vor einem ähnlichen Auftritt gegen Schottland. „Die erste Halbzeit in München sollte so nicht sein“, sagte Neuer, der sich trotz seines Patzers sicher sein kann, als Nummer eins in das Turnier zu gehen. Oder nicht?

Nagelsmann hatte bereits bei der Frage nach dem finalen EM-Aufgebot seinen Plan verworfen und mit Alexander Nübel am Ende doch den vierten Torhüter aus dem Kader gestrichen. Um ähnliches auch in der Neuer-Frage zu tun, hat sich Nagelsmann aber bereits zu deutlich geäußert. Der Bundestrainer kann nur hoffen, dass die Serie der Neuer-Fehler nun ein Ende gefunden hat und die deutsche Nummer eins das Vertrauen zurückzahlt.

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