Gleich bei der ersten Tour schauten wir uns das Angebot aus der Nähe an und nach gut zwei Stunden erreichen wir den Fährhafen Ijmuiden bei Amsterdam. Nicht einmal fünf Minuten dauert der Check-In bei der Fährgesellschaft, die offizieller Partner von Newcastle United und dem Sunderland AFC ist. Das Wichtigste gibt es direkt mit der Kabinenkarte: Das Ticket für den St. James’ Park. Auch erhalten wir einen Stadtplan mit vier eingezeichneten Pubs. Wir erfahren: 20 Prozent auf die Drinks bei der Vorlage der DFDS-Boarding-Card. So soll es sein, hinein ins Vergnügen.
Wenig später, um 17.30 Uhr, beginnt der Trip über die Nordsee. 15 Stunden dauert die 494 km lange Überfahrt mit der King of Scandinavia – 163 Meter lang, 13 Stockwerke hoch, bis zu 1352 Passagiere haben Platz. Der größte Teil verfolgt bei Guinness und Lager die Abfahrt vom obersten Deck aus, schaut erst dem Land hinterher, später beschränkt sich der Blick auf Wellen, Windparks und vereinzelten Bohrinseln. Nach und nach wird es fast allen zu windig, so dass der Abend im Schiffsinneren weitergeht. Hier gibt es Gastronomie in allen Varianten und für jeden ist etwas dabei. Auch die ersten schwarz-weißen und rot-blauen Trikots treten ins Blickfeld. Ihre Träger haben offensichtlich ebenfalls das Angebot von DFDS Seaways entdeckt.
Nach dem dritten Gang ist der Hunger gestillt
Und wenn es schon eine Tour nach England, dann aber richtig: Am kommenden Morgen bietet das Buffetrestaurant „7 Seas“ neben dem Continental Breakfast auch die „Full-English“-Variante: Gebratenen Speck, gegrillte Tomaten, Bohnen in Sauce, Rührei und Würstchen. Nach dem dritten Gang ist klar, dass sich bis zum Abend sicher kein Hungergefühl mehr einstellen wird. Und wer will angesichts des anstehenden Fußballvergnügens schon an den Cholesterinwert denken? Der St. James’ Park ist die Kathedrale Newcastles. Auf einer kleinen Anhöhe befindet er sich direkt am Rande der Innenstadt, nur zehn Gehminuten von der DFDS-eigenen Bustransfer-Haltstelle entfernt.
Schon seit 1892 spielt NUFC auf diesem Gelände und das Stadion ist zwischen den engen Häuserreihen ungleich gewachsen. An zwei Seiten ragen die Tribünen in San-Siro-Manier in den Himmel während die Gegengerade an die Castroper Straße in Bochum erinnert. In der Mitte der top-gepflegte Rasen, der ein mit bloßem Auge sichtbares Gefälle in Richtung der Innenstadt aufweist.
Mark Knopflers „Theme of Local Hero“ vor dem Anpfiff
Unsere Plätze liegen im mittleren Rang, schräg unterhalb der Gästeblöcke und sind somit bestens geeignet, um nicht nur das Spiel, sondern auch die nicht immer jugendfreien Gesangsduelle der 43.000 Fans zu verfolgen. So mancher Kommentar der Geordies – so nennen sich die Einwohner Nordostenglands – besteht aus feinstem Gossen-Englisch, oder zumindest einer Art Englisch, denn diesen Akzent verstehen auch viele Briten nicht immer. Überhaupt gilt die ganzen Region als rauer und ungemütlicher als der Rest des Landes. Man ist stolz auf seine Working-Class-Tradition, grenzt sich gerne gegen die Südengländer ab, die sie hier als verweichlicht und versnobt ansehen.
Vor dem Anpfiff ertönt kein Vereinslied, sondern Marc Knopflers „Theme of Local Hero“ und es klingt verdammt britisch und gänsehautverdächtig, wenn der in Newcastle aufgewachsene Gitarrist der Dire Straits in die Saiten greift. Auch Alan Shearer ist so ein „Local Lad“, ein Junge aus der Gegend und die Clublegende schlechthin. 206 Tore schoss er im Dress der „Magpies“, der Elstern, und ist nicht nur Namensgeber der Sportsbar im Gallowgate End Stand, sondern seine Nummer 9 sieht man heute noch auf den meisten Trikots. Wo es das Guiness gibt, haben wir nicht vergessen
Beim überragenden 6:0 gegen Euopa-League-Teilnehmer Villa, dem ersten Heimspiel nach dem Aufstieg, war es der aktuelle Neuner, der zum Held des Tages wurde. Im 41. Spiel für Newcastle traf der 21-Jährige dreifach, netzte nun schon 23 Mal für den Klub und stellte zumindest heute die Stars des Teams in den Schatten: Jonás Gutiérrez und Fabrizio Coloccini, die beiden argentinischen Nationalspieler. Nicht zum Einsatz kam Peter Lövenkrands, der vor zweieinhalb Jahren auf Schalke aussortierte Däne.
Wir haben uns für die 3-Tage-Fußball-MiniKreuzfahrt ohne Hotelaufenthalt in Newcastle entschieden und verlassen die nun völlig auf Fußball gepolte Stadt bereits nach dem ereignisreichen Spiel. Eine oder mehrere Hotelübernachtungen hätten wir bei DFDS problemlos hinzubuchen können, doch nach acht Stunden Fußball-Feeling in Newcastle legt die Fähre wieder ab Richtung Heimat. Das Wetter ist noch besser als bei der Abfahrt am Vortag. Hier oben im Norden scheint die Sonne den ganzen Tag im flacheren Winkel, geht aber erst sehr spät unter und glitzerte noch einige Stunden in den Wellen. Und wo es auf dem Oberdeck das Guinness gibt, das wissen wir noch ganz genau.
Weitere Informationen: www.dfds.de/reviersport