Nach der erfolgreichen Schlammschlacht von Parchal bekam der "Kindergarten" der Frauenfußball-Nationalmannschaft ein Sonderlob. "Mir hat sehr gut gefallen, was Dzsenifer Marozsan, Luisa Wensing und Leonie Maier gezeigt haben", sagte Bundestrainerin Silvia Neid über die Auftritte der drei 20-Jährigen beim Algarve-Cup. Die junge Garde, von Spielführerin Nadine Angerer (33) scherzhaft als "Kindergarten" bezeichnet, wirkte auch beim 2:1 (1:1) gegen Japan fast schon abgebrüht wie alte Hasen.
So sammelte das Trio, das im vergangenen Jahr noch mit der U20 bei der WM in Japan Vize-Weltmeister geworden war, in Neids Experimentierphase rund vier Monate vor der EM in Schweden (10. bis 28. Juli) Pluspunkte. Dabei verbuchte Offensivkraft Marozsan in ihrem 13. Länderspiel mit ihrem kuriosen 45-Meter-Freistoß-Tor gegen Japan bereits ihren sechsten Treffer.
"Beim Tor habe ich viel Glück gehabt, da hat auch der Wind mitgespielt", gab die Frankfurterin nach der Partie zu. Vor allem in der zweiten Hälfte habe das Spiel "richtig viel Spaß" gemacht. Trotz des völlig überfluteten Rasens bekam Marozsan auf der "Zehn" Oberwasser und zog im deutschen Offensivspiel die Fäden.
Wensing zeigte laut Neid "bis auf ein, zwei Situationen" in der Innenverteidigung neben ihrer zehn Jahre älteren Kollegin Saskia Bartusiak ein beeindruckend souveränes Auftreten wie bei der Nullnummer am Mittwoch gegen Dänemark. Von Nervosität lässt sich die Wolfsburgerin nichts anmerken: "Ich versuche, mir keinen Kopf zu machen, relativ locker zu bleiben und an meine Stärken zu glauben."
Ihr großes Pfund im Kampf um die Plätze im EM-Kader: "Lulle" ist auch als Außenverteidigerin einsetzbar. "Ich will einfach nur spielen, aber auf Außen habe ich Möglichkeiten, auch mal öfter nach vorne zu gehen, was mir natürlich einen Riesenspaß macht", sagte Wensing.
Maier durfte ihre Qualitäten in den ersten beiden Spielen bereits auf zwei Positionen unter Beweis stellen. Gegen Dänemark wurde sie für das linke Mittelfeld eingewechselt, in ihrem dritten Länderspiel gegen Japan nach dem kurzfristigen Ausfall von Linda Bresonik rechts in die Viererkette beordert. "Unbeeindruckt und erfrischend" seien die Auftritte der Spielerin vom SC Bad Neuenahr gewesen, befand die Bundestrainerin, die der jungen Garde wohl beim Duell um Gruppensieg und Finaleinzug gegen Norwegen am Montag (13.20 Uhr/Eurosport) die nächste Chance geben wird.
Beim so genannten Ausschießen aber, dem traditionellen Abschlusstraining, hat der "Kindergarten" im Duell "Jung gegen Alt" immer noch regelmäßig das Nachsehen. "Ich habe ihnen schon drei Tore Vorsprung angeboten, denn die Kleinen verlieren so gut wie immer", erzählt Torfrau Angerer und lacht. Fragt sich nur wie lange noch.