Anführer bei Borussia Dortmund, Leistungs- und Hoffnungsträger im DFB-Dress - von den einst so rosigen Aussichten ist für Marco Reus nicht viel übrig geblieben. Während der 31-Jährige schon beim BVB kaum mehr heraussticht, ist er in der Nationalelf seit 425 Tagen ganz außen vor. Seine Teilnahme an der EM im Sommer ist bedroht.
„Nicht glorreich“ fand der Kapitän zuletzt das 2:1 in der Champions League bei Zenit St. Petersburg - und hatte dabei wohl auch die eigene Leistung gemeint. „Morgen und übermorgen fragt keiner mehr danach, wie wir gespielt haben“, mutmaßte Reus. Dabei sollte er sich mit Blick auf das kommende Jahr genau diese Frage stellen.
Die Lücke, die der verletzte Top-Torjäger Erling Haaland mindestens bis Weihnachten im Sturmzentrum hinterlässt, konnte Reus bislang nicht ansatzweise füllen. Am vergangenen Wochenende saß er beim 1:1 in Frankfurt 90 Minuten auf der Ersatzbank, am Dienstag blieb er im eisigen St. Petersburg in der ungeliebten Rolle der falschen Neun mit Ausnahme eines Pfostenschusses blass.
Trainer Lucien Favre fordert für Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den mutigen Aufsteiger VfB Stuttgart „eine Top-Leistung“ von seinem Team. Doch Reus schaut derzeit nur auf die Ergebnistafel: „Wichtig ist, dass wir in dieser Saisonphase, in der wir viel spielen und insgesamt wenig Körner haben, einfach die Spiele gewinnen.“ Die Leichtigkeit, mit der der Edeltechniker in früheren Tagen brilliert hatte, scheint verflogen.
Will Reus in sechs Monaten mit zur Europameisterschaft fahren, muss er diese Leichtigkeit wiederfinden - und vor allem verletzungsfrei bleiben. Der anfällige Offensivspieler hatte sich im Sommer eine Sehnenentzündung zugezogen und war erst Anfang Oktober wieder voll einsatzbereit gewesen. Die Konkurrenz auf seiner Position ist in der Nationalmannschaft erdrückend.
Und in Dortmund machen ihm die blutjungen Offensivkräfte Youssoufa Moukoko, Jude Bellingham, Giovanni Reyna oder Jadon Sancho den Platz streitig. Beim Jahresendspurt durch den engen Terminkalender ist Reus mehr denn je auf die Unterstützung der arrivierten Mats Hummels, Axel Witsel (beide 31) und Emre Can (26) angewiesen.
Er selbst muss wohl auch am Samstag in den sauren Apfel beißen und die zentrale Sturmposition ausfüllen. Das Ziel für die letzten vier Partien des Jahres hat Reus deutlich gesetzt: „Wir müssen alle diese Spiele gewinnen.“ Über diese Erfolgserlebnisse hinaus will der Kapitän endlich zurück zu alter Stärke finden. sid