Vor der ersten Trainingseinheit bat ihn ein Mitspieler um Entschuldigung. Er habe vor der ersten Einheit einen Friseurtermin wahrgenommen. Dabei sei doch inzwischen auch außerhalb der Mannschaft bekannt, dass Norman Jakubowski derlei Arbeiten bei der SG Wattenscheid 09 übernehme. So wurden die Zuschauer einer Reportage des Westdeutschen Rundfunks Zeuge des Termins von Ex-Kapitän Nico Buckmaier, der sich von Jakubowski frisieren ließ. Der Beitrag landete in der Mannschaftskasse.
Wattenscheids Verteidiger nahm das Ganze sportlich. Er sei nicht beleidigt, versicherte er seinem neuen Kollegen. „Außerdem kann ich ja nicht jedem einfach die Haare schneiden“, betont er im RS-Gespräch. Der 27-Jährige klingt gut gelaunt, schließlich dürfen er und seine Teammitglieder endlich wieder auf den Rasen.
„Endlich“, sagt Jakubowski, der wohl der Wattenscheider mit der längsten Fußball-Pause ist. Schließlich gehörte er als einziger des neuen Teams zu dem Kader, den die Insolvenz des ehemaligen Fußball-Bundesligisten traf. Mitte Oktober machte die SG 09 das letzte Spiel - seither war Pause. Laufen, Krafttraining und sporadische Einsätze für den Bezirksligisten SV Wilhelmshaven waren die sportlichen Herausforderungen für den Innenverteidiger.
Jakubowski hat schon viel erlebt
„Es ist einfach schön, wenn man nach dem Training mal wieder merkt, dass man etwas gemacht hat“, sagt er. Ein wenig ungewohnt sei es für ihn dennoch gewesen. Die Kulisse im Schatten der Halde Rheinelbe und das Trainingsgelände im Espenloh kannte er noch gut, das Gros der Mannschaft aber nicht, auch wenn Tolunay Isik und Nils Hönicke bereits vor einiger Zeit für Wattenscheid gespielt hatten.
Für Jakubowski ist das dennoch eine positive Entwicklung in seiner durchaus belebten Karriere: Als er in der U23 des VfL Bochum spielte, meldete der Klub die Mannschaft ab. Beim früheren Oberligisten TSV Marl-Hüls schaute die Steuerfahndung vorbei, Wattenscheid 09 schlitterte in die Insolvenz. „Jetzt ist es eine schöne Veränderung. Man kann anhand der vielen neuen Gesichter festmachen, dass sich etwas bewegt.“
Der erste Eindruck war im Großen und Ganzen positiv: „Auch wenn wir alle noch reinfinden müssen, merkt man, dass alle Bock haben und hochmotiviert sind.“