Die Rostocker öffnen zum Start der 3. Liga am Samstag gegen Preußen Münster (14.00 Uhr) für die Ultras wieder die Südtribüne. Der Klub begründet den Schritt auch mit fehlenden Einnahmen.
Im November 2011 hatte der Tabellenzehnte die Tribüne für seine aktiven Fans gesperrt. Der Grund: Im Spiel gegen den FC St. Pauli waren Raketen aus dem Ultra-Block in den Gäste-Rang geflogen. Nun die Rolle rückwärts. Allerdings weist der Klub darauf hin, dass die Öffnung an knallharte Auflagen gebunden sei. Die Fans müssen auf Pyrotechnik verzichten, eine Arbeitsgemeinschaft "Südtribüne" bewertet Woche für Woche die Lage, ein Sanktionenkatalog wurde erstellt.
Zum einen will der Klub den "Ultras" wieder eine Heimat im Stadion geben und hofft, dass der Stadionbesuch für die aktive Szene lukrativer wird. Zum anderen sollen auch normale Zuschauer ohne Bauchschmerzen zu den Spielen kommen, weil die Ultras nun wieder allesamt an einem Ort stehen und nicht irgendwo im Stadion umherwandern.
Hansas neuer Aufsichtsratschef Thomas Abrokat nannte die Stadion-Reform unverzichtbar, auch um die Finanzen des verschuldeten Traditionsklubs wieder in den Griff zu bekommen. Abrokat sprach sogar von drohender Insolvenz, falls die Tribüne nicht geöffnet werde. Zuletzt kamen zu Heimspielen nur knapp 7000 Zuschauer. Auch durch die Öffnung der Südtribüne sollen es am Samstag gegen Münster schon wieder mehr als 10.000 werden.
"Man muss den Leuten klarmachen, dass man deren Geld nicht haben will"
Bayern Münchens Präsident Uli Hoeneß hatte zuletzt vor einem zu laschen Umgang mit Ultras gewarnt, die durch Ausschreitungen aufgefallen seien. Hoeneß sagte über mögliche finanzielle Einbußen: "Man muss den Leuten klarmachen, dass man deren Geld nicht haben will. Ich will nicht jedermanns Geld, sondern nur von dem, der bereit ist, im Rahmen unserer Gesetze in unserem Stadion Fußball mit Spaß anzuschauen."
Hansa scheint derzeit jedoch nicht in der Lage, auf Geld zu verzichten. Zudem argumentieren die Mecklenburger, frühere Krawallmacher dingfest gemacht zu haben. Man dürfe nicht alle Ultras in Sippenhaft nehmen, das gestörte Verhältnis zur Fanszene solle verbessert werden. "Es freut mich sehr, dass wir mit allen Beteiligten gesprochen und zusammen mit den Fans zeitnah eine Lösung für unsere künftige Stadionstruktur erarbeitet haben", sagte Abrokat.
Der klamme Klub sucht nach weiteren Geldquellen. Die nachhaltige Sanierung soll durch den Verkauf von Stadionanteilen gelingen, gleichzeitig will Abrokat die Stadt ins Boot holen. Dass das Verhältnis zur Kommune gut ist, zeigt auch der neue Kooperationsvertrag, der am Mittwoch unterzeichnet wurde. Darin geht es um Leistungen des Vereins in Bereichen wie Jugendarbeit und Bildung zum Gemeinwohl der Stadt. Die Vereinbarung basiert auf dem Bürgerschaftsbeschluss vom Mai 2012, mit dem Rostock den Spielbetrieb von Hansa für die Jahre 2012 und 2013 gesichert hatte.
Auch die Führungskrise will Hansa in den Griff kriegen. Bis Ende nächster Woche soll ein neuer Vorstandsvorsitzender gefunden werden. Neuester Kandidat ist Michael Dahlmann, der als enger Vertrauter des Rostocker Oberbürgermeisters Roland Methling gilt.