Die Schalker Meile wird in der neuen Saison nicht mehr dieselbe sein. Nach fünf Jahren muss der Verein „Anno 1904 e.V.“ sein Vereinsheim an der Kurt-Schuhmacher-Straße aufgeben. Ein neuer Besitzer wollte kurzfristig monatlich 150 Euro mehr Miete von den S04-Anhängern.
„Das ist nicht zu stemmen“, erklärte der Vorsitzende des „Anno 1904 e.V.“ Manfred Beck dem RevierSport. Der ehemalige Gelsenkirchener Stadtdirektor vermutet, dass der neue Besitzer mit Adresse am Timmendorfer Strand die ehemalige Kultkneipe zu Wohnraum umfunktionieren will, da sich damit mehr Profit machen lasse.
Auf der Strecke bleibt wieder ein Stück Schalker Fankultur. Das ehemalige Haus Kitzhöfer – später Anno 1904 - hat Generationen von S04-Fans vor allem vor und nach den Heimspielen der Königsblauen als Anlaufstelle gedient. Nach dem Aus für die Kneipe – auch wegen einer Mieterhöhung - hat sich dort der Verein „Anno 1904 e.V.“ gegründet, der sich zum Ziel gesetzt hat, die Fankultur und entstandenen Freundschaften weiter zu pflegen.
Umso bitterer ist das Ende, weil der 50 Mitglieder starke Verein während der Pandemie die Miete und alle Nebenkosten weitergezahlt hat- immer in der Hoffnung, mit Beginn der neuen Saison wieder öffnen zu können. 10.000 Euro habe man investiert. Nur durch Spenden – unter anderem zweimal durch die Ultras Gelsenkirchen - habe man diese Zeit überbrücken können und die Insolvenz des Vereins abwenden können. Und nun dies.
Der „Anno 1904 e.v.“ wird die Schalker Meile nicht vollständig verlassen
Nun müsse man vorerst in die Innenstadt umziehen und hat in der Kneipe „GE-Bräu“ am Heinrich König-Platz vorerst eine neue Bleibe gefunden. Dafür sei man den Betreibern dankbar. Befriedigend ist das für einen Verein, dem eines der Hauptanliegen ist, „den Stadtteil Schalke-Nord, insbesondere die „Schalker Meile“, an der die Kampfbahn Glückauf liegt, wieder lebenswert zu machen“, natürlich nicht. „Deswegen sind wir weiter auf der Suche nach einer neue Bleibe auf der Schalker Meile“, verspricht Beck.
Ohnehin wird der „Anno 1904 e.v.“ die Schalker Meile nicht vollständig verlassen. In dem ehemaligen Tabakladen von Ernst Kuzorra soll mit Unterstützung des S04 das Beratungsangebot aufrecht gehalten werden. „Und pünktlich zum ersten Spieltag sind wir, sofern Corona es zulässt, mit einem mobilen Treffpunkt – wahrscheinlich auf dem Grundstück neben dem „Anno“ - für unsere Mitglieder und Gäste da“, sagt Beck.
Dennoch geht das Kneipensterben weiter. Denn das „Anno 1904“ ist nun endgültig Geschichte. Und Gerüchten zu Folge soll auch die langährige Kneipe des SFCV an der Kurt-Schuhmacher-Straße nach der Pandemie an den Spieltagen vielleicht nicht wieder öffnen. Das wäre ein weiterer schwerer Schlag für die Schalker Meile. Dann bliebe im Umfeld der Glückauf-Kampfbahn als Kneipe nur noch die S04-Vereinsgaststätte Bosch übrig.