Eigentlich könnte Christoph Kramer nach so einem Spiel wie gegen Regensburg durch die Hintertür die Spielstätte verlassen. Der junge Mann braucht sich um seine sportliche Zukunft nämlich keine Gedanken zu machen. Zwar endet sein Kontrakt in Bochum am 30. Juni, doch der Anschlussvertrag bei Bayer Leverkusen könnte ihm im nächsten Jahr sogar einen Champions-League-Einsatz bringen. Doch der defensive Mittelfeldspieler hat sich längst mit seinem Job beim VfL identifiziert und sagt nicht zum ersten Mal: „Ich habe Bochum sehr viel zu verdanken.“ In jedem Spiel, zeigt er, was es heißt, sich für sein Team zu engagieren.
Erklärungsnot
Und deshalb darf der Jugend-Nationalspieler nach Partien wie am vergangenen Sonntag auch Tacheles reden. Kramer: „Wir haben eine riesige Chance verpasst, da unten raus zu kommen, das ist unfassbar.“ Kramer hat in den letzten Tagen lange überlegt, um Ansätze einer Erklärung zu finden, gelungen ist es ihm noch nicht. „Eigentlich hatte ich gedacht, dass wir das Katastrophen-Jahr 2012 verarbeitet haben, und dass das alles weit hinter uns liegt. Aber nach so einem Auftritt weiß ich wirklich nicht, was ich noch erzählen soll. Man kann jetzt von Druck reden, aber den hatte Regensburg auch. Die wären bei einer Niederlage weg gewesen.“
Dennoch hinterließ das Spiel Spuren. Kramer: „In der Kabine herrschte Grabesstimmung. Jeder wusste, was wir angerichtet haben. Dafür braucht man auch eigentlich keine Videoanalyse.“ Die gab es am Mittwochmittag trotzdem. „Ich brauche nicht mehr sehen, welche Fehler wir zum Beispiel beim ersten Gegentor gemacht haben. Viel schlimmer ist in meinem Kopf der Auftritt in Halbzeit eins verankert.“ Und dann fügt er hinzu: „Wir haben in diesem Spiel viel zu defensiv gedacht, waren ängstlich. Gegen den Letzten musst du einfach viel cooler in der Offensive sein und dir bei eigenem Ballbesitz auch einmal etwas zutrauen. Wir dagegen haben viel zu sehr versucht, dass nichts passiert.“
„In der Breite gut aufgestellt“
Schon nach dem Spiel hatte Kramer nicht nach Ausreden gesucht. „Der Feldverweis war zwar ärgerlich, aber genau so wenig spielentscheidend wie die zahlreichen Ausfälle. Wir sind in der Breite gut aufgestellt und der Trainer hatte allen aus der zweiten Reihe schon im Trainingslager erklärt, dass jeder gebraucht wird und jeder seine Chance erhält. Natürlich ist es bitter, wenn so viele Offensive wegbrechen, aber das kann kein Grund sein für so eine schlechte Halbzeit.“