Im Freitagsspiel der Bundesliga zwischen Borussia Dortmund und Tabellenschlusslicht Hertha BSC Berlin (20.30 Uhr) ist für reichlich Brisanz gesorgt. Während den Dortmunder Pokal-Deppen ein Einlauf von der Chefetage Beine machen soll, sucht Hertha-Trainer Friedhelm Funkel mit einer Politik der ruhigen Hand den Weg aus der Krise.
"Man muss den Spielern immer wieder Mut zusprechen, sie dürfen nicht verzagen", sagt Funkel, der im Training oft das Gespräch mit seinen verunsicherten Profis sucht. Vor allem die glücklosen Stürmer, die zusammengenommen erst ein Bundesligator schossen, bekommen derzeit verbale Streicheleinheiten von ihrem Coach: "Auch ich hatte in meiner Karriere Phasen, in denen ich nicht getroffen habe. Sie kommen da wieder raus."
Sinnbild für die Torflaute im Hertha-Sturm ist Artur Wichniarek. Der Rückkehrer von Arminia Bielefeld trifft in Berlin einfach das Tor nicht. "Wir werden einen Teufel tun und ihn jetzt fallen lassen", sagt Manager Michael Preetz, der jedoch auch den 32 Jahre alten Polen in die Pflicht nimmt: "Auf dem Platz muss er sich selbst helfen."
Nur wenn die Stürmer ihre Ladehemmungen ablegen, kann Hertha nach dem 1:0 zum Saisonauftakt gegen Hannover 96 den zweiten Liga-Sieg einfahren. Das verdiente 0:0 gegen Meister VfL Wolfsburg am vergangenen Sonntag - das Ende einer acht Spiele andauernden Niederlagenserie - zeigte, dass zumindest die Abwehr der Berliner wieder erstligatauglich ist.
Diese Bezeichnung verdienten bei der 2:3-Pleite des BVB im DFB-Pokal beim Drittligisten VfL Osnabrück weder die harmlose Offensive noch die dilettantische Defensive der Dortmunder. "Das war Komplettversagen. Wenn man das amateurhaft nennen würde, wäre das eine Beleidigung für alle Amateure", wetterte Sportdirektor Michael Zorc und fordert eine Reaktion: "Die Mannschaft steht jetzt in der Schuld." Auch Coach Jürgen Klopp, der für das Achtelfinal-Aus "keine Erklärung" und "keine Entschuldigung" hatte, stellte unmissverständlich klar: "Es wäre eine Frechheit, wenn wir nach dieser nicht wiedergutzumachenden Niederlage gegen Hertha ohne Mut agieren würden."
Klopp wird wohl den Pokal-Versagern von Beginn an die Chance zur Rehabilitation geben. Außerhalb jeder Diskussion steht Welttorjäger Lucas Barrios, der fünf der letzten sechs Dortmunder Pflichtspieltreffer erzielte und an dem auch Hertha vor der Saison interessiert war. Bei den Berlinern sind die Einsätze der angeschlagenen Mittelfeldspieler Gojko Kacar (Pferdekuss) und Cicero (Knöchelverletzung) äußerst fraglich.