Es war der 15. Mai 1972, als sich im Presseraum des VfL Bochumim Ruhrstadion unterhalb der Haupttribüne etwa 20 junge Männer zu einer Sitzung verabreden. Initiiert hatte diese der damalige Pressesprecher des VfL, Wolfgang Hellmich, der auch gleichzeitig glühender Anhänger des Vereins war. Am Ende der Sitzung war der erste Fanclub des VfL Bochum mit dem Namen „Bochumer Jungen“ gegründet.
Das ist an diesem Sonntag genau 50 Jahre her. Ein unglaublicher Zeitraum. Wolfgang Hellmich ist wenige Tage vor dem Bundesligaaufstieg des VfL Bochum im Mai 2021 gestorben. Aber der Vorsitzende Ralf „Lobo“ Wolf ist seit dem Gründungstag im Amt. Seit unglaublichen fünf Jahrzehnten führt er die Urzelle aller Fanclubs des VfL Bochum.
Bochumer Jungen wachsen nach Gründung schnell
Wolf erinnert sich: „Es gab ja damals noch gar keine festen Strukturen oder Vorbilder, an denen man sich orientieren konnte“. In Gelsenkirchen gab es den „Club Schalker Freunde“, beim Hamburger SV in Hamburg den Fanclub „Rothosen“, in Berlin den „Fanclub Hertha BSC“. Allesamt wenige Wochen zuvor gegründet. In diese Riege der Pioniere der Fanarbeit gehören auch die „Bochumer Jungen“. Sie spiegelten das gestiegene Interesse der Menschen an mehr Informationen über „ihren“ Fußballverein wider.
„Bereits seit November 1972 bekamen wir auch regelmäßig Besuch von Spielern in unserer Vereinskneipe von Spielern wie Hans Walitza, Heinz Höher oder „Ata“ Lameck“, erklärt Wolf. Der erste Satz Fantrikots wurde von den VfL-Spielern bezahlt. So etwas wie Merchandising-Produkte gab es ohnehin nicht. „Hellmich entwickelte die Idee, dass die Fans nicht mehr nur zufällig und aus einer Laune heraus, sondern organisiert an den Verein gebunden werden.“ Ein vom Verein anerkannter Fanclub sollte als Bindeglied zwischen dem Verein und den Anhängern dienen. Das Modell war so erfolgreich, dass sich sogar der BVB bei Hellmich erkundigte, wie so etwas funktioniert.
Das sprach sich in Bochum schnell herum. Die Bochumer Jungen wurden größer und mit mehr als 200 Mitgliedern schnell „unregierbar“. Nach und nach entstanden weitere Fanclubs in der Stadt und im Umfeld. „Es wurden gemeinsame Veranstaltungen durchgeführt und Fußballturniere gegen die Fans anderer Vereine gespielt“, erinnert sich Wolf, der seine Vorstandsarbeit immer als Gemeinschaftsaufgabe begriff und sich mit anderen teilte. Heute hat der Fanclub 80 Mitglieder und ist immer noch ein aktiver und wesentlicher Bestandsteil der Bochumer Fanszene.
Jubiläumsparty am Sonntag im Biergarten
1980 standen die Mitglieder des Fanclubs sogar als Schauspieler im Bochumer Schauspielhaus auf der Bühne. Der VfL Bochum stieg ab und wieder auf und wieder ab und wieder auf – und erfüllte mit dem Klassenerhalt in diesem Jahr den größten Wunsch der Bochumer Jungen. „Wir haben immer gehofft, dass wir in unserem Jubiläumsjahr erstklassig sind. Das haben wir geschafft“, freut sich Wolf. „Es war eine fantastische Saison. Die Siege gegen den FC Bayern München und zuletzt bei Borussia Dortmund im Derby werden wir alle nie mehr vergessen.“ Das Jubiläumsjahr will Wolf noch durchziehen, dann will der 69-Jährige den Fanclub nach und nach in jüngere Hände legen.
50 Jahre Bochumer Jungen – das wird genau fünf Jahrzehnte nach dem Gründungsdatum mit einer Party von 12.48 Uhr bis 18.48 Uhr im Biergarten - der nur einen Steinwurf vom VfL-Stadion gelegenen Kneipe „Ritterburg“ - gefeiert. Und wie damals stattet der Verein seinen treuesten Fans einen Besuch ab. VfL-Sportdirektor Sebastian Schindzielorz und Geschäftsführer Ilja Kaenzig haben sich angesagt. Sowie natürlich einige VfL-Legenden. Die große Party mit befreundeten Fanclubs soll dann im September steigen.