Auf dem blauen Teppich vor der 02 World waren die schweren Beine der HSV-Profis plötzlich wieder federleicht, die Gesichter entspannt. Denn mit dem 1:0 (1:0)-Sieg gegen Hannover 96 war dem Hamburger SV der ersehnte Sieg zum 125. Geburtstag des Vereins gelungen - der perfekte Startschuss für eine rauschende Party-Nacht.
11.000 Fans bejubelten bei einer glamourösen Jubiläums-Gala die geballte HSV-Prominenz - und ein bisschen auch sich selbst. Vereinsgrößen wie Klublegende Uwe Seeler, Felix Magath, Horst Hrubesch, Manfred Kaltz und Günter Netzer enterten die 15 mal 15 Meter große Bühne in Rautenform. Otto Waalkes und Olli Dittrich sorgten mit einem HSV-Programm für die Lacher, Sylvie van der Vaart sorgte als Co-Moderatorin bei einer Modenschau mit Trikots der Gegenwart und Vergangenheit für den Hingucker.
"Wir sind alle dankbar, dass unser Verein nicht zwei Wochen früher gegründet wurde", scherzte der HSV-Vorstandsvorsitzende Carl Edgar Jarchow bei seiner Begrüßungsansprache. Denn nach einem Fehlstart mit null Punkten aus den ersten drei Spielen sammelten die Hanseaten binnen acht Tagen sieben von neun möglichen Zählern und vertrieben die Krisenstimmung an der Elbe - wenigstens zum Klubjubiläum.
"Darüber bin ich natürlich glücklich", sagte Trainer Thorsten Fink, "ich weiß, dass wir eine schwierige Zeit hinter uns haben." Eine sportliche Durststrecke, die der Bundesliga-Dino nach drei Punkten gegen Dortmund (3:2), einem Zähler in Mönchengladbach (2:2) und dem Erfolg gegen Hannover nun erst mal überwunden hat. Der Traditionsverein rückte durch den Treffer von Artjoms Rudnevs (20.) vor 57.000 Zuschauern in das Mittelfeld der Tabelle vor.
Doch nicht allein die Zahlen, sondern auch die Auftritte haben sich an der Elbe seit der Ankunft der Mittelfeld-Strategen Milan Badelj und Rafael van der Vaart verändert. "Rafael hat dem Spiel heute nicht seinen Stempel aufgedrückt, aber er fightet und geht immer voran", sagte Fink. Dies gilt auch für Heiko Westermann, der trotz eines fünf Zentimeter langen Faserrisses in der Hüfte auflief und sich durchbiss. Für den Sieg zum Jubiläum gab der Kapitän alles.
Und dennoch wurde ein Profi noch ausgiebiger von den Fans gefeiert, die vor und nach dem Spiel mit einer riesigen Choreographie für Gänsehaut-Stimmung sorgten: Torwart René Adler. Mit starken Paraden in der Schlussphase ließ der frühere Nationalspieler Hannover 96 verzweifeln. "Ein Punkt wäre verdient gewesen. Wir haben viel investiert und gut gespielt, aber der HSV hatte einen sehr guten Torwart", sagte 96-Coach Mirko Slomka.
Mehrmals reagierte Adler blendend, "er hat den Sieg festgehalten", befand auch Fink. Der 27 Jahre alte Torwart ist seit Wochen in herausragender Form und ein Garant für den Hamburger Aufschwung. Doch Adler bleibt bescheiden und will nicht von einer Rückkehr in die Nationalmannschaft sprechen.
"Ich fahre gut damit, mir keine Gedanken zu machen. Ich sauge alles auf und genieße es, mit den Fans zu feiern", sagte der frühere Leverkusener nach der Partie, räumte aber auch in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ein: "Wenn die Situation bei der Nationalmannschaft so bleibt, dann ist es auch okay. Aber natürlich bin ich Sportsmann, und da wäre mir die andere Variante weitaus lieber."