Norbert Meier ließ eine Fotografin in seine Lakritztüte greifen, dann schnorrte er bei seinem Pressesprecher "eine schnelle Zigarette". Neben dem Platz also beherrscht Fortuna Düsseldorf sie noch, die Kunst des Gebens und Nehmens. Aber auf dem Spielfeld sieht es anders aus: Nullnummern gehen beim Aufsteiger in die Fußball-Bundesliga in Serie - das 0:0 gegen den SC Freiburg war bereits das dritte nacheinander. Vier hat es in der Liga-Geschichte noch nie gegeben.
Meier lachte herzlich, als er auf die "dreifache Doppelnull" angesprochen wurde. "Die Null steht bei uns - und auf der anderen Seite auch immer", sagte der Trainer im TV-Interview. Damit hatte er Stärke und Problem seiner Mannschaft perfekt analysiert: Eine Abwehr aus Granit lässt so gut wie nichts zu, ein Angriff, der zu selten seinen Namen verdient, erspielt sich kaum Chancen.
"Giefer ist ein Monster"
Die Null auf der falschen Seite will Meier bereits im Auswärtsspiel bei der SpVgg Greuther Fürth am Dienstag (20.00 Uhr/Sky und Liga total!) beseitigt sehen. Und die Null auf der richtigen Seite der Anzeigetafel ist eine Tugend - eng verbunden mit dem Namen Fabian Giefer. "Wenn so ein Monster rauskommt, haben die Stürmer Respekt", sagte Mittelfeldspieler Oliver Fink über den 1,96 m großen Torhüter, der erneut riesig gehalten hatte.
Dabei hatte der 22-Jährige nach dem 0:0 beim VfB Stuttgart vergangene Woche noch beim Internetportal Facebook tief blicken lassen. In seinen Kiefer, in dem eine erschreckende Wunde klaffte. Aber, kein Problem: "Ich habe nur ein bisschen mehr Suppe gegessen als sonst", berichtete Giefer, "ich war topfit." Meier sagte breit grinsend, das sei schon okay, "solange er keine anderen Körperteile zeigt".
Nach dem 7. August 2011 hätte Giefer eine Aufnahme seines Kopfes hochladen können. Eine schwere Gehirnerschütterung, erlitten beim 0:2 seines damaligen Klubs Bayer Leverkusen beim FSV Mainz 05, hatte dem talentierten Torwart einen Knacks verpasst. Giefer litt unter Gedächtnisverlust, konnte lange nicht spielen. Erst bei der Fortuna kann er wirklich zeigen, was in ihm steckt.
Das Warten auf den Lucky Punch
Zu tun gibt es jedenfalls genug. "Es wird keine Normalität einkehren. Wir sind immer der Underdog", sagte Giefer nach dem wahrlich unansehnlichen Spiel gegen Freiburg. "Doch wenn wir hier den Lucky Punch setzen, gehen wir alle lächelnd vom Platz."
Für den Knockout in letzter Sekunde hatten nur Zentimeter gefehlt: Nando Rafael spitzelte eine Flanke in der Nachspielzeit gegen die Querlatte. "Ich bin der Matchwinner, wenn ich den mache", sagte Rafael enttäuscht. Doch das Tor scheint wie vernagelt, auch sein blauer Schuh, verziert mit dem Namen seiner Frau Laura, brachte kein Glück. Die Fortuna ist ungeschlagen, aber ohne Schlagkraft.
Das hätte dem SC Freiburg auch gerade noch gefehlt. "Dann verlieren wir, obwohl die nur ein halbes Mal aufs Tor geschossen haben", sagte Torhüter Oliver Baumann, danach korrigierte er sich flugs: "Okay, ein ganzes Mal." Sein Trainer Christian Streich, ein Freund des Dialekts, fasste das Spiel in einem Satz zusammen: "Aber gwonne hätt mer scho lieber." Da schloss sich Norbert Meier einfach nur noch an.